Sonntag, 30. November 2014

Von meinem Geburtstag, über geschenkte Eier, bis hin zu einem Heiratsantrag

Hey ihr Lieben,
ich sehe gerade, dass es mal wieder höchste Zeit für nen Blogeintrag wird!

Um es kurz vorweg zu nehmen, ich habe diesen Eintrag am Mittwoch geschrieben, hatte aber kein Internet, darum nicht wundern, wenn die Tage nicht mehr so ganz stimmen.

Ich fange mal mit meinem Geburtstag an, der war letzte Woche Donnerstag. Ich habe mit meinem Gastpapa hier generell über Geburtstage geredet und wie diese gefeiert werden. Da teilte er mir mit, dass Geburtstage, zumindest in meiner Gastfamilie, nicht gefeiert werden. Ich habe daraufhin allgemein mal ein bisschen rumgefragt, und hier scheinen viele Leute ihren Geburtstag nicht zu feiern. Der Grund dafür ist aber ziemlich einfach. Viele wissen hier schlichtweg nicht, wann sie Geburtstag haben. Mein Gastpapa meinte beispielsweise, dass er irgendwann im Juni oder Juli geboren wurde, aber so genau weiß er es auch nicht. Und so scheint es hier einigen zu gehen.
Also habe ich mich darauf eingestellt, dass mein Geburtstag mehr oder weniger nicht stattfinden würde.
In der Schule habe ich es auch niemandem erzählt, weil ich nicht wollte, dass sie denken, dass „Die Weiße“ da jetzt so nen Trara darum macht.
Aber ich hatte mit Lisl ausgemacht, dass wir versuchen würden zu skypen. Das hat auch mehr oder weniger geklappt. Zwar nicht so lange mit Bild, aber es hat  mich unheimlich gefreut! Die Ironie war, dass ich mich total darauf gefreut hatte, dass ich ausnahmsweise mal einen sonnigen, warmen Geburtstag haben würde. Aber nein, das war mir nicht vergönnt. Genau an diesem Tag hat es geschüttet, wie aus Kübeln und später sogar noch gehagelt. Die Tage davor und danach war jedoch strahlender Sonnenschein und um die 30 Grad.
Jedenfalls bin ich später noch zu János, weil er meinte, dass er und sein Gastbruder Bernard eine „kleine“  Überraschung für mich hätten. Als ich dort ankam, haben die beiden mich mit einem großen selbstgekochten
tansanischen Essen überrascht. Es gab Pilau (das ist Gewürzreis), einmal mit und ohne Fleisch, Spagetti mit gebratenem Gemüse, Chipsi (das sind einfach frittierte Kartoffelstücke) und Salat. Hat alles super lecker geschmeckt und dank den beiden hatte ich dann unerwartet doch einen super Geburtstag.
Ich bin dann  auch dort geblieben, weil es schon dunkel war und noch immer ziemlich geregnet hat. Hier ist es nicht ratsam als Weiße/r ohne Einheimische Begleitung nach Einbruch der Dunkelheit noch raus zu gehen. Und dunkel wird‘s hier um fünf vor sieben. Ich bin ja eigentlich ein Nachtmensch, aber man gewöhnt sich daran, dass hier um 10 Schlafenszeit ist.
Am Wochenende kamen dann noch 3 andere Freiwillige zu János und wir haben wieder deutsch gekocht. Diesmal gab es Kartoffelbrei mit Rührei. Ich muss sagen, es ist unglaublich anstrengend drei Kilo Kartoffeln mit einem Holzknüppel zu zerstampfen. Anika und ich haben uns zwar abgewechselt mit Topf festhalten und drauf ein dreschen, aber wir haben dennoch ewig gebraucht. Ich glaube wenn ich hier jeden Tag Kartoffelbrei kochen würde, würde ich ein richtiger Schrank werden durch die ganzen Armmuskeln :D
Aber meine Gastfamilie traut mir mehr als Tee kochen noch nicht zu, darum wird das leider nichts mit den Muskeln^^ Der Grund dafür ist aber nicht, dass ich zu doof bin, sondern dass sie es einfach anders kennen. Zum Beispiel hat meine Gastmama mich total ausgelacht, als ich Tomaten zu den Spagetti schneiden wollte.
Als ich ihr erklärte, dass wir in Deutschland Spagetti öfters mit Tomatensoße essen, wollte sie mir das garnicht glauben. Hier werden die Spagetti meistens mit ein bisschen gebratenen Karotten und Zwiebeln gemischt, aber Soße gibts nicht.

Letzte Woche ist in der Schule etwas leicht merkwürdiges, aber auch lustiges passiert. Es gibt eine Lehrerin, die bringt jeden Tag ca. 6 Paletten,  voll beladen mit jeweils 30 rohen Eiern, mit. Diese kocht sie in der Schule und verkauft sie, so als kleinen Nebenerwerb, an die Schüler und Lehrer. Jedenfalls standen dann letzte Woche wieder ca 180 Eier vor dem Lehrerzimmer, als der Schulleiter auf mich zukam.
Ich stand vielleicht zwei Meter neben den Eiern, als er auf diese zeigte und meinte: „Ach Anne, schau mal, hast du die Eier gesehen?“
Ich war etwas verwirrt, schließlich sind 180 Eier, die den Eingang zum Lehrerzimmer blockieren nur schwer zu übersehen. Also fiel meine Antwort mit einem knappen „Ja“ aus.
Daraufhin meinte er: „Nimm dir welche.“
Ich hatte weder für die Eier bezahlt, noch die Absicht mir da einfach so welche zu nehmen, also habe ich seine Aussage mit einem verwirrten „Nein, nein“ abgetan.
Um dieses komische Gespräch zu beenden, habe ich mich einer anderen Lehrerin zugewandt und mit ihr geredet. Plötzlich stand dann der Schulleiter unmittelbar vor mir und drückte mir eine Palette mit 30 Eiern in die Hand mit dem Satz: „Hier, nimm die mit nach Hause.“
„Ach was, wieso denn?“, fragte ich.  
Er meinte daraufhin nur: „Nimm, ich bezahle sie alle für dich!“
Ziemlich erstaunt fragte ich: „Hää, wieso denn das?“
Seine Antwort war recht einfach: „Ich möchte dir was schenken.“
Ich war etwas perplex, schließlich bekommt man nicht jeden Tag 30 Eier geschenkt :D
Im Lehrerzimmer haben es natürlich auch alle gesehen, dass ich mit einer Palette voll Eier reinmarschiere. Da hatte ich ziemlich bedenken, denn der Schulleiter hatte mir diese einfach geschenkt, ohne es vorher mit der Lehrerin abzusprechen, welche diese verkauft. Ich merkte, dass ich und die Eier schon wieder Gesprächsstoff waren und dachte mir, dass Angriff  die beste Verteidigung ist. Habe also meine Nebensitzerin eingeweiht,
und gesagt, dass niemand denken braucht, ich hätte die Eier „gestohlen“. Nachdem ich es ihr gesagt hatte, hat sich das Gerede auch wieder ganz schnell gelegt. Und ich muss sagen, sie waren echt lecker. Ich habe den Großteil mit zu János genommen, wo wir sie verarbeitet haben.

Gerade sind in der Schule wieder examinations, da Ende dieser Woche das Schuljahr zu Ende geht. Hier beginnt das neue Schuljahr, anders als in Deutschland, im Januar. Das heißt vom 28. November bis 5 Januar haben wir hier Ferien, da freue ich mich schon riesig drauf, weil wir Freiwilligen aus Tansania alle zusammen reisen gehen werden. Aber darüber schreibe ich dann im nächsten Eintrag.
Da die Schüler während den examinations den ganzen Tag in der Schule sind, müssen sie umgerechnet 5 Euro für zwei Tage bezahlen und bekommen dafür 2x Frühstück und 2x Mittagessen. Für umgerechnet 250 Euro gibt es hier 2 Tage lang essen für ca 160 Personen. Und ihr könnt mir glauben, die menschen hier können unglaublich viel essen!
Alles wird in der Schule selbst gekocht von ein paar Lehrerinnen. Allerdings dürft ihr euch da jetzt keine Küche oder so vorstellen. Alles wird draußen gemacht. Da müssen die Schüler Holz sammeln und es werden große Steine angeschelppt und dann werden 4 oder 5 Feuerstellen errichtet, auf die riesige Töpfe gestellt werden, in denen dann gekocht wird. Also habe ich  heute Literweise Tee zubereitet und abgegossen, ausgeschenkt und Essen auf Teller gehäuft und verteilt. Hat alles ziemlich Spaß gemacht. Zwischendurch kam ein Mann und hat zwei lebende Hühner gebracht, die mit einer Art dickem Gras an den Füßen zusammen gebunden waren. Er schmiss die Hühner auf den Boden und diese landeten total ungemütlich liegend aufeinander.  Da sie so eng aneinander gebunden waren, konnten sie sich auch nicht aus dieser Lage befreien. Eine Lehrerin kam freudestrahlend auf mich zu, mit einem Messer in der Hand, und meinte: „Anne, komm die schlachten wir jetzt.“
Sie wollte mich nur ärgern, inzwischen wissen alle, dass ich kein Fleisch esse. Jedenfalls hat dann irgendeine Lehrerin beschlossen, dass es doch erst morgen Hühnchen geben sollte. Somit wurde den Tierchen noch einen Tag Aufschub gewährt. Aber niemand kam auf die Idee, es den armen Viechern etwas bequemer zu machen. Also habe ich einer Lehrerin mitgeteilt, dass mir die Tiere leidtun und ob wir sie nicht etwas lockerer anbinden könnten, damit sie etwas laufen können. Die Lehrerin hat mich total ausgelacht, sie ist fast vom Stuhl gefallen, so witzig fand sie es, dass ich mit den Hühnern Mitleid hatte.  Das Ganze hat sich auch sofort in der kompletten Schule rum gesprochen und jeder Lehrer ( es sind über 30) kam mindestens einmal vorbei, um mir zu sagen, wie lustig meine Meinung bezüglich der Hühner doch sei. Aber ich habe immerhin damit erreicht, dass sie ein wenig Freilauf bekommen haben, also hat sich das Ganze gelohnt!

Es ist nochmal was lustiges passiert. Als ich heute mit dem Rad ins Children Centre gefahren bin, hat neben mir ein Bajaji gehalten. Der Fahrer ist einfach ausgestiegen und hat mir ganz schnell den Weg versperrt, obwohl er gerade Fahrgäste hatte.
Er fragte mich wie ich heiße. Ich beantwortete ihm diese Frage und daraufhin wollte er wissen, ob ich denn Kinder hätte. Ich verneinte. Schließlich fragte er mich, ob ich denn verheiratet sei oder einen Verlobten habe. Ich verneinte wieder und er fragte, wieso denn nicht? Ich erklärte ihm auf Swahili, dass ich nicht heiraten will (zumindest nicht hier und sicherlich nicht mit 20). Daraufhin meinte er total sorglos: „Ach, dass macht nichts, ich will dich heiraten!“
Ich musste ziemlich herzlich lachen, da ihn meine Meinung dazu gar nicht interessiert hatte und er meine Aussage einfach übergangen hatte. Ich sagte: „Nein, danke!“, Und wollte weiter fahren, als er mir hinterher rief: „Wenn du mich schon nicht heiratest, bekomme ich dann wenigstens deine Handynummer?“
Immer noch lachend fuhr ich davon. Ich muss sagen, dass mich die jungen Männer hier ziemlich oft nerven, aber diese Begegnung heute war einfach nur amüsant.

So, dass wars erstmal, ich melde mich nach der Reise wieder. da habe ich dann sicher genug zu berichten! Vielleicht ist ja irgendwann auch mal das Internet schnell genug, um euch mit ein paar Bildern zu beglücken!
Liebste Grüßle eure Anne

Dienstag, 4. November 2014

Vier Vollbremsungen an einem Tag

Wie ihr schon der Überschrift entnehmen könnt, war das heute nicht zwingend mein ruhigster Tag in Singida, auch wenn er heute morgen ganz normal begann.
Wie jeden Tag war ich an der Schule und bin dann gegen halb 2 nach hause gegangen. Da habe ich dann erstmal eine kleine Waschsession eingelegt und bin danach mit dem Rad in die Stadt gefahren. Ich habe mir vor ein paar Wochen einen Stoff gekauft und bin damit zu einer Schneiderin. Naja es war viel mehr ein kleiner Raum, der vollgestopft war mit kleinen Tischen, auf denen Nähmaschinen standen,vielen bunten Stoffen, die an Stangen an der Wand hingen und natürlich den Schneiderinnen und Schneidern selbst. Es gibt hier massenhaft solcher Orte. Die Räume sind auch meist zur Straße hin offen, genau wie die Läden. Oft hockt auch einfach ein einziger Schneider an einem Tischchen am Rand der Straße und verichtet dort seine Arbeit. Jedenfalls habe ich einen Rock und eine Bluse in Auftrag gegeben. Das war garnicht so einfach. Ich hatte zwar die Kleider detailliert gezeichnet und Dank einer Lehrerin, die Englisch versteht, mit einigen Berscheibungen auf Swahili versehen, aber dennoch gab es einige Verständigungsrobleme. Das Ganze begann schon damit, dass sie sich weigern wollten, den Rock kürzer als das Knie zu machen. Ich habe wirklich lang und breit erklärt, dass ich eine Leggin darunter tragen werde, die über das Knie geht, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie sich an meine gewünschte Länge halten werden. Die ganze Zeit rief eine Schneiderin entsetzt "Fupi sana", was so viel heißt wie "Viel zu kurz", dabei war die Länge, die ich gezeigt habe vielleicht zwei Fingerbreit über meinen Knien. Aber wir werden sehen :D
Auf dem Rückweg bin ich noch schnell an der Bank vorbei. Das Folgende klingt jetzt richtig komisch. Ein weißer Mann kam aus der Bank raus und ich bin kurz regelrecht erschrocken. Nicht dass er seltsam aussah oder so, aber ich hatte in dem Moment einfach nicht damit gerechnet. Habe mir aber verkniffen "Mzungu" zu schreien. :D Dennoch gab mir das einen kleinen Eindruck davon, was die Einheimischen vielleicht empfinden könnten, wenn sie mich sehen.
Aber nun zu meiner Überschrift. Auf dem Rückweg von der Stadt nach hause, stand ein junger Mann am Straßenrand, als ich vorbeifuhr. Vielleicht einen Meter bevor ich bei ihm angelangt war, hat er mich gesehen. Er schien irgendwie sehr erpicht darauf mir hallo zu sagen, denn er machte kurzerhand einen rießen Hopser und landete vor meinem Rad. Mit quitschenden Reifen kam ich dann auf seinem Fuß zum Stehen. Er lachte mich mega breit an, sagte hallo und ging seines Weges. Das war Vollbremsung Nummer eins. Als ich wieder daheim war, habe ich  mich dazu entschlossen noch eine Runde joggen zu gehen. Ich rannte also fröhlich vor mich hin, als plötzlich ein liebeswütiger Hahn vor meinen Füßen auftauchte, der eine nicht ganz so liebeswütige Henne über die Straße verfolgte. Da die beiden Tierchen aus einem Gebüsch geschossen kamen, war ich gezwungen, Vollbremsung Nummer zwei hinzulegen. Hat leider auch diesmal nicht ganz gereicht, sodass der Hahn und ich mehr oder weniger ein bisschen ineinander gerannt sind. Aber ich denke die Henne war mir sehr dankbar.
Auf dem Rückweg legte ich ein bisschen an Tempo zu, da es bereits dunkel wurde. Ich höre immer ziemlich laut Musik, da ich die Zurufe der Leute absolut nicht hören will. Das kann manchmal auch zum Nachteil werden, denn man hört auch nicht, was sich hinter einem so abspielt. Ich merkte also nicht, dass ein paar freilaufende junge Hunde mich rennen sahen und es sich scheinbar in den Kopf gesetzt hatten, dass meine Beine doch ganz nette Spielzeuge seien. Der Hund verfehlte mein Bein zwar knapp, aber vor lauter Schreck blieb ich wie angewurzelt stehen, nachdem ich einen kleinen Schreckensschrei mit einem folgenden Schlenker zur Seite losgelassen hatte. Aber die Hunde haben sich ebenso erschreckt und sich sofort winselnd zurück gezogen. Die Einheimischen, welche das beobachtet hatten fanden meine Reaktion wieder furchtbar lustig und sagten mir, ich solle einfach weiter rennen, die Hunde würden es schon nicht nochmal versuchen. Hat auch geklappt. 

Als ich dann schon fast daheim war, sahen mich drei Kinder am Ende der Straße und rannten auf mich zu. Das ist jetzt nichts ungewöhnliches. Ständig sehen mich Kinder und rennen auf mich zu oder wenn ich joggen bin, auch mal hinterher. Also habe ich natürlich nicht langsamer gemacht, wieso auch, war ja alles wie immer. Ich konnte schließlich nicht ahnen, dass eines der kleinen Mädchen meine Beine umarmen wollte, noch während ich gerannt bin. Also legte ich hier Vollbremsung Nummer vier hin, denn sonst hätte ich sie sicherlich umgerannt. Alles in allem bin ich rückblickend doch sehr erleichtert, dass alle meine Gliedmaßen wieder heil ankamen.

In der Schule läuft es zwar ganz gut, doch in einigen Situationen muss ich sagen, dass Lehrer doch einen ziemlich frustrierenden Beruf haben. Beispielsweise wenn ich 20x das Gleiche erkläre, es mit rot an die Tafel schreibe und man dann festellen muss, dass die Meisten doch nur raten, einfach weil sie nicht zugehört haben, dann ist das schon extremst frustrierend. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen meinen Lehrern entschuldigen, deren Unterricht ich durch Schlafen, Lachen, Plappern oder Essen versäumt habe. Ich kann nun verstehen wie man sich da vorne so dabei fühlt :D
Aber positive Erlebnisse machen das alles ja wieder wett. Ich habe demletzt meinen Schülern die Wochentage auf Englisch beigebracht und habe mir im Internet ein Lied gesucht, dass ich ihnen beibringen wollte, damit sie sich die Tage besser merken können. Ich war nicht ganz von meinem Vorhaben überzeugt, denn Freunde, wie ihr wisst ist mein Gesang sehr grenzwertig. Ich stand also vor der Klasse und sang mein Liedchen vor und hoffte dabei, nicht all zu schräg zu klingen, da geschah etwas sehr unerwartetes. Kaum dass ich fertig gesungen hatte, sprangen meine Schüler von ihren Plätzen auf und fingen breit grinsend und jubelnd an zu klatschen. Ich denke, dass waren die ersten aber leider auch letzten Standing Ovations, die ich in meinem leben bekommen habe :D Aber es hat mich unheimlich gefreut. Es war zwar ein ziemliches Stück Arbeit, ihnen das Lied beizubringen, aber letztlich hat es super funktioniert. Und die Wochentage können sie jetzt auch.

Letztes Wochenende war auch noch was ganz Cooles. Ich bin Anika ( eine Mitfreiwillige) in Iguguno besuchen gegangen. Das ist ein kleines Dorf, welches mit einem Dalla dalla ( Kleinbus) vieeicht 40 Minuten entfernt liegt. Es war meine erste Fahrt mit einem solchen Dalla dalla und ich muss sagen, es war definitiv nicht langweilig. Zunächst einmal haben diese Kleinbusse keine festen Abfahrtszeiten. Man geht an die Stelle, wo die Busse abfahren und hofft, dass bald einer abfährt. Umgerechnet kostet eine Fahrt einen Euro.
Ich kam also dort an und wurde gleich gefragt, ob ich denn nach  Iguguno fahren wöllte. Ich bejahte, wollte abwer zuerst noch schnell auf dem Markt, welcher direkt daneben ist, eine Ananas kaufen. der Masnn trieb mich voll zur Eile und rief, dass ich schnell kommen soll. Also beeilte ich mich, in der Angst, der Bus würde just in diesem Moment ohne mich abfahren. Doch diese Sorge hätte ich mir sparen können. Als ich vor dem Bus stand, dachte ich mir zuerst:" Ach, wo soll ich denn da noch reinpassen?!" Doch dann erspähte ich vorne zwischen dem Fahrer und dem Beifahrersitz einen winzigen Klappsitz und fragte, ob ich denn dort sitzen dürfte. Der Mann verneinte und ich wurde ganz nach hinten in das letzte Eck verfrachtet.Da gab es zwar kein Sitz mehr, aber die Frauen rutschten noch etwas zusammen, sodass wir zu fünft auf drei Sitzen saßen. Eine der Frauen hatte ein rießiges Plastikfass dabei, welches mir kurzerhand auf den Schoß gestellt wurde. Der Mann, welcher mir den Platz zugewiesen hatte, musste den Kofferraum öffenen, um mich zu fragen, wo ich eigentlich hinwöllte, denn das war irgendwie untergegangen. Als ich sagte, dass ich nach Iguguno wöllte, fiel ihm ein, dass ich wohl ungeschickt sitze und ich durfte mich durch den vollgestopften Bus wieder raus drängen. Er platzierte mich schließlich doch vorne auf dem Klappsitz. So entging ich zwar dem Plastikfass, aber nicht den spitzen Ellenbogen der anderen Fahrgäste in meinem Rücken. Ich saß noch eine dreiviertel Stunde im Bus, bis wir endlich losfuhren. 

Leute, der Bus ist erst voll , wenn die Türe nicht mehr zu geht, merkt euch das! Wenn jemand aussteigen wollte, musste einem Gehilfen, der hinten mit drin hing Bescheid gesagt werden. Dieser schlägt dann kräftig zwei Mal gegen die Buswand, sodass der Fahrer das hört und dann wird umgehend links rangefahren und die Leute springen raus. Das Ganze wird von einem Hupkonzert des Fahrers begleitet, der oftmals schon wieder losfährt, bevor alle aus bzw wieder eingestiegen sind. Manche mussten dann eben ein wenig neben dem Bus herrennen und reinspringen. Anschnallen oder das Gepäck richtig verstauen ist auch nicht drin. Bei einer Vollbremsung flog meine Ananas, die vorne auf das Amaturenbrett gelegt worden war ein bisschen durch den Bus. Bevor sie meinem schlafenden Nebensitzer ins Gesicht fliegen konnte, habe ich sie im Flug gefangen. Eigentlich habe ich sonst eher Reflexe wie eine tote Katze, aber mein Adrenalin war wohl durch die 100 Km/h ohne Anschnallgurt, mit einem Fahrer, der sein Handy interessanter fand, als die Straße, auf höchsttouren, sodass es mir tatsächlich gelang.
Trotz der erlebnisreichen Fahrt bin ich heil angekommen und das Wochenende bei Anika war ziemlich super.

Jetzt habe ich euch mit der Länge wahrscheinlich wieder erschlagen. (Fast wie die Ananas den Beifahrer :D) Glückwunsch, ihr seid am Ende angekommen. Bis bald :)

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Neuste Neuigkeiten

Liebste Leserinnen und Leser,
ich dachte, ich lass mal wieder was von mir hören.

Ich beginne mit einem Wochenende, dass schon ein wenig zurück liegt. Wir sind hier in Tansania insgesamt sieben Freiwille, mehr oder weniger verstreut auf das Land. Jedenfalls beschlossen wir, dass wir uns ein Wochenende lang alle bei János treffen würden. Zwischen Freitag und Samstag trudelten also alle hier ein und ich muss sagen, dass Wochenende war einfach nur super. Eines der Hilights war ganz klar, dass wir beschlossen hatten, etwas richtig deutsches zu kochen. Also sind wir alle zusammen auf den Markt gegangen, ihr könnt euch vorstellen, dass eine so große Gruppe von Weißen etwas Aufmerksamkeit erregt, und haben dort alle Zutaten gekauft, die wir brauchten. Naja, eigentlich haben eher Anika und ich die Zutaten gekauft, da die Jungs beschlossen hatten sich Mua (Zuckerrohr) zu kaufen und die komplette Zeit damit beschäftigt waren, dieses zu Essen und zu Schälen. Man schält es mit den Zähnen, dann beißt man ein Stück ab, kaut den Saft heraus und spuckt den Rest wieder aus. Schmeckt echt gut. Da János das Zeug liebt, kam ich auch schon öfters in den Genuss davon. Aber ich muss definitiv noch meine Schältechnik verbessern. Eine ca 2 Meter lange Stange Mua kostet gerade mal 50 Cent soweit ich weiß.
Aber zurück zu unserem Essen. Wir hatten beschlossen Bratkartoffeln mit Rührei und Erbsen mit Karotten zu kochen. Und zum Nachtisch gab es Obstalat.
An dem Abend haben wir uns alle so dermaßen überfressen, da wir festgestellt haben, dass den Meisten von uns das deutsche Essen doch ganz schön fehlte. Wir waren uns (eingebildeterweise) einig, dass es das Beste war, was wir hier bisher gegessen hatten. Alles in allem ein sehr gelungenes Wochenende.

Leider hatte ich hier demletzt auch echt ein paar schlechte Erlebnisse. Ich ging wie gewöhnlich nach der Schule nach hause und wurde von allen möglichen bekannten aber meist jedoch unbekannten Personen begrüßt, als ein Mädchen, vielleicht 10 Jahre alt auf einem Fahrrad angefahren kam. Am Anfang war sie auch echt freundlich und hat mich nach meinem Namen gefragt, aber dann wurde sie zunehmend aufdringlich und fing an nach Geld zu fragen. Ich habe gesagt, dass ich keines habe, aber sie hat nur immer wieder gefragt, wieso ich ihr keines gebe. Jedenfalls wurde ich das ganze Leid und bin dann einfach weiter gelaufen. Aber sie ist mir gefolgt und hat immer wieder geschrien: „Anne give me money, give me money.“ Sie ist mir sogar bis zur Mauer um unser haus gefolgt. Ich schlüpfte durch das Tor und dachte mir: „Ein Glück, jetzt bist du sie los.“ , aber Pustekuchen. Die ist mir einfach gefolgt. Die Scheiben an den fenstern sind von außen verspiegelt, aber wenn man dicht genug seinen Kopf dagegen drückt kann man rein gucken. Und genau das hat das Mädchen an meinem Zimmerfenster gemacht. Und dann hat sie dagegen geklopft und immer weiter geschrien. Ich wusste mir nicht zu helfen, bis irgendwann Maria (das Hausmädchen), sie verscheucht hat.
Später, als ich mich auf dem Weg ins Children Centre machte, bog ich um eine Straßenecke und da stand ein junger Mann. er streckte mir die Hand zum Gruß entgegen und eigentlich wollte ich gar nicht einschlagen, da er schon etwas hämisch grinste. Aber ich habe ihm aus Höflichkeit dann doch die Hand gegeben. Jedenfalls hat er mich dann nicht mehr losgelassen, auch, als ich meine Hand ruckhaft weggezogen habe. Irgendwann habe ich mich dann mit aller Kraft dagegen gestemmt und erst dann hat er losgelassen. Er fand das alles furchtbar witzig, ich fand es einfach nur scheiße. Aber dagegen ist man halt machtlos.

Nun aber wieder zu ein paar heiteren Ereignissen. Letzten Samstag bin ich mit meinem Gastpapa losgezogen, um ein Fahrrad für mich zu kaufen. Das war echt super, dass er mitgekommen ist, denn ohne ihn hätte ich zum einen viel viel mehr bezahlen müssen und zum anderen mich nicht entsprechend in Kiswahili ausdrücken können. Wir sind also Samstag vormittags nur mit einer Stunde Verspätung aufgebrochen. Wir wollten ein Bajaji in die Stadt nehmen und sind darum ans Ende unserer Straße gelaufen. 100 Meter weiter fahren ständig Bajajis vorbei, aber mein Gastpapa wollte, trotz meines Vorschlags noch etwas weiter zu laufen, genau an dieser Straßenecke warten. Gut ich will ehrlich sein, wir standen dort eine geschlagene halbe Stunde in der Mittagshitze und ich zweifelte etwas daran, ob das mit dem Fahrrad heute noch was werden würde. Schließlich wurde es auch meinem Gastpapa zu blöd und er rief kurzerhand einen Bajajifahrer auf dem Handy an, um ihm mitzuteilen, dass wir gerne abgeholt werden würden. 2 Minuten später war das Bajaji da und wir fuhren in die Stadt.
Dort gingen wir zu einem Radladen, um die Modelle zu begutachten.

Einige waren neuer, andere weniger und manche waren gelinde gesagt schon mehr oder weniger Schrott.
Das Modell, das mein Gastpapa für mich rausgesucht hat, hatte zu dem Zeitpunkt unseres Erscheinens noch keine Räder, keine Pedale und keinen Sattel. Also wurden schnell Reifen montiert und mein Gastpapa fragte mich, ob ich es denn nun kaufen wollte. Ich war leicht verwirrt, denn erstens fehlten noch der Sattel und die Pedale und zweitens war ich auch noch nicht Probegefahren. Das teilte ich ihm umgehend mit und er meinte daraufhin: „Ja, wie willst du denn ohne Sattel und Pedale Probe fahren?“ Da war ich noch mehr verwirrt. Sollte ich jetzt ein Rad ohne Sattel und Pedale kaufen? Ich habe dann gesagt, dass ich kein Rad kaufen würde ohne es ausprobiert zu haben und dass sie ja alles schnell dran montieren könnten. Innerhalb von 5 Minuten war das Rad komplett und ich konnte es testen. Ich war soweit zufrieden und der Preis schien auch okey zu sein. Mein Gastpapa hat dann netterweise noch darauf bestanden, dass ich mir einen anderen Sattel raus suchen durfte, da der, den sie dran montiert hatten, schon reichlich mitgenommen aussah. Zudem hat er gleich noch einen Mann angeheuert, der mein Fahrrad innerhalb von einer Stunde soweit instand gesetzt hat, dass ich damit fahren und bremsen kann und es wie geschmiert läuft. Insgesamt habe ich für das Fahrrad 50 Euro gezahlt. Ich beschloss, die eine Stunde, die der Reparateur benötigte, in der Stadt zu warten, um dann direkt mit dem Rad heimzufahren.
Ich wusste noch nicht, was ich in der Zeit tun sollte, doch dieses Problem löste sich innerhalb von 5 Minuten in Luft auf. Ich schlenderte die Straße entlang und habe mich kurz vor einem Laden in den Schatten gesetzt, als ein Mann mich ansprach. Er war echt freundlich und unaufdringlich und erzählte mir, dass er uns beim Festival als Gruppe gesehen hatte. Jedenfalls verwickelte er mich so sehr in ein Gespräch, dass ich tatsächlich irgendwann mit Verwunderung feststellen musste, dass die Stunde bereits vorbei war und ich nun mein Rad abholen konnte. Unter anderem wollte er von mir wissen, wie er es anstellen könnte, Geschäftsmann zu werden. Er erzählte mir, dass er gerne nach Gold schürfen, dieses weiterverarbeiten und anschließend verkaufen würde. Ich erklärte ihm, dass ich nicht die geringste Ahnung davon habe und ihm leider nicht weiterhelfen könnte. Aber er wollte sich gar nicht damit zufrieden geben und fragte mich stattdessen, wie ich es denn anstellen würde an seiner Stelle. Ich glaube nicht, dass ich ihm irgendwie weiter helfen konnte, aber er schien total happy darüber zu sein. War echt ein nettes Erlebnis!

Seit ich das Rad habe, nutze ich es eifrig, was jedoch oftmals wesentlich schwieriger ist, als ihr es euch nun vielleicht vorstellt. Das eine große Problem sind die Straßen. Oftmals sind ziemlich große Steine so halb in der Straße vergraben, um die man drum rum fahren muss, aber dass ist noch das kleiner Problem. Wirklich schwierig ist es, da auf der Straße ziemlich viel Sand ist, um nicht zu sagen richtige Sandlöcher. Bei Gegenverkehr kann man diesen Löchern nicht ausweichen und man schlittert volle Kanne rein. Wenn man schnell genug ist und der Sand nicht all zu tief ist, kommt man manchmal durch so ein Loch durch. Aber beispielsweise heute ist es mir passiert, dass der Sand leider zu tief war und ich mit meinem Fahrrad einfach umgekippt bin. Das fanden die umstehenden hier so urkomisch. Aber wahrscheinlich hätte ich auch gelacht wenn ich mich gesehen hätte. Zudem ist es in Singida ziemlich windig. Manchmal ist der Gegenwind so stark, dass ich fast stehen bleibe, zumal mein Fahrrad keine Gänge hat. Außerdem wird hier überall so ein Aufstand gemacht wenn ich vorbei fahre. Irgendwelche Begrüßungen oder sonstige Sprüche werden mir zugeschrien. Ich habe mit meinem Gastpapa darüber geredet und er meinte, dass es nicht unbedingt gewöhnlich ist, dass eine Frau hier Fahrrad fährt. Heute habe ich zum ersten Mal noch ein anderes Mädchen auf einem Rad gesehen. Die Leute werden sich schon noch an meinen Anblick (ob mit oder ohne Rad) gewöhnen.

In der Schule läuft es gerade auch ganz gut. Ich habe euch ja erzählt, dass ich jeden Tag alle Hefte meiner Schüler korrigiere. Da die Erstklässler noch sehr schlechte Abschreiber sind und unheimlich viele Fehler machen bzw oftmals einfach einen Satz oder ein Wort nicht zu Ende schreiben, weil sie am Ende einer Zeile angelangt sind, habe ich mir eine Art Motivation überlegt. Ich habe aus Deutschland Stempel mitgebracht und immer, wenn ein Schüler oder eine Schülerin keine Fehler bei einem kompletten Aufschrieb macht, bekommt er oder sie einen Stempel drunter. Am Anfang waren die Schüler noch etwas verwirrt, aber wenn jetzt die Hefte am Anfang der Stunde ausgeteilt werden, dann schlagen alle ganz aufgeregt die Hefte auf, um nachzuschauen, ob sie einen Stempel drin haben.
Einige Lehrer im Lehrerzimmer haben mich nach dem Stempel gefragt, was das ist usw.
Doch zwei Lehrer waren besonders interessiert. Am Ende eines Schultages waren wir noch zu dritt im Lehrerzimmer und da kam der eine Lehrer auf mich zu und fragte mich, ob er ein Foto von mir und dem Stempel machen dürfte. Ich war leicht verwirrt aber habe zugestimmt. Also hat er ein Foto gemacht und wollte den Stempel selbst einmal ausprobieren. Er war davon so begeistert, dass er auch noch ein Video von mir gemacht hat, wie ich damit Stempel. Ich weiß echt nicht wofür er das verwenden will. Die andere Lehrerin war auch total begeistert, aber mehr auf den Aspekt des Belohnens der Schüler bezogen. Sie fragte mich, wann denn ein Schüler ein Stempel bekommt und ob sie sich darüber freuen würden und wo sie das auch kaufen könnte. Ich musste ihr mit bedauern mitteilen, dass ich hier noch keine Stempel gesehen hatte. Sie schien ziemlich geknickt. Sie meinte, sie wollte das bei ihren Schülern auch gerne mal ausprobieren. Da ich ein ganzes Mäppchen voller Stempel dabei habe, habe ich ihr einen geschenkt. Sie hat sich so gefreut und sich mindestens 5x bedankt.
Auch mit den Schülern läuft es zunehmend besser. Ich habe mich total gefreut, als ich heute eine Aufgabe an die Tafel geschrieben hatte und einige Schüler tatsächlich die richtigen Antworten wussten. Man muss sich hier ins Gedächtnis rufen, dass Erstklässler in Deutschland  gerade mal lesen, schreiben und rechnen lernen, aber noch lange kein Englisch, außer vielleicht ein paar Liedchen. Ein äußerst aufmüpfiges Mädchen hatte alle Antworten richtig gewusst und daraufhin habe ich sie vor der Klasse gelobt. Sie hat sich ziemlich darüber gefreut. Als Lärm in der Klasse ausbrach , ist sie sogar aufgestanden und hat ganz laut gerufen: „Die Lehrerin hat gesagt, wir sollen leise sein“ , und das, obwohl sie sonst eigentlich die Anführerin der Unruhestifter ist. Das hat mich wiederum sehr happy gemacht.
Demletzt ist auch noch was lustiges passiert in der Schule. Es war ein wirklich mega heißer Tag und ich hatte ein schwarzes Kleid an. In die Schule muss ich entweder Kleider oder Röcke tragen. Allgemein sieht man hier selten Frauen mit Hosen. Auf jeden Fall hat das Kleid schon sehr viel von meinen Schultern bedeckt, aber eben doch nicht alles. Ihr müsst wissen, dass man hier Schultern und Knie stets bedeckt hält. Als Frau sowieso. Aber ich bin fast eingegangen und habe also mein Strickjäckchen abgelegt. Es ist ja nicht so, dass ich  halbnackt auf dem Schulhof rumspaziert bin. Ich bin sogar ziemlich friedlich nur auf meinem Stuhl im Lehrerzimmer gesessen und habe die Hefte korrigiert, als auf einmal voll das Getuschel und Geraune losging. Irgendwann wurde mir bewusst, dass mich irgendwie alle anguckten und dann platzte es förmlich aus einer Lehrerin raus, welche rief: „Schaut mal Leute, Anne zeigt ihre Arme!“. Das fanden alle so furchtbar lustig, dass erstmals 5 Minuten lang über meine Arme gelacht und geredet wurde. Hat mich zunächst nicht weiter gestört, aber irgendwann hatte ich genug und hab mein Jäckchen wieder angezogen. Nur um es kurz darauf wieder auszuziehen, ohne scheiß, es hatte mindestens 32 Grad. Da ging das Spiel dann wieder von vorne los, aber irgendwann sind selbst meine Arme wohl langweilig geworden :D

Im Children Centre waren heute einiger jüngere Kinder, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Darunter war auch ein kleines vierjähriges Mädchen. Am Anfang war sie total scheu, aber als sie sah, wie einige andere Mädchen um mich herum sprangen und mit meinen Haaren spielten oder sich von hinten anschlichen und probierten mir die Augen zuzuhalten, traute sie sich auch in meine Nähe. Nachdem sie einmal auf meinem Schoß gesessen hatte, ist sie mir wirklich den kompletten Nachmittag nicht einmal von der Seite gewichen. Egal wo ich hin bin, egal ob ich wo mit angepackt habe, einfach nur rumsaß oder mit anderen Kindern gespielt habe, sie war keinen halben Meter von mir entfernt. Mama Jessica, die Leiterin fand das total lustig, da die Kleine auch mit in die Räume gelaufen ist, wo sonst nur die Mitarbeiter hingehen.

Später bin ich dann noch zu János gefahren. Wir sind heute das Projekt: Anne-schneidet-János-mit-einer-Papierschere-die-Haare angegangen. János hat vor ein paar Tage einen Kamm und eine Schere für umgerechnet 50 Cent erstanden. Leider gab es keine Haarscheren, was ja irgendwie logisch ist, da die Haare der Einheimischen komplett anders sind als unsere Haare. Also musste ich mit einer Papierschere ans Werk gehen. War irgendwie lustig. Nicht dass ich davon eine Ahnung hätte wie man Haare schneidet, oder es jemals davor auch nur mit einer Haarschneideschere geübt hätte. Aber János hat mich heute ein bisschen überrumpelt und da google uns leider keine vernünftigen Vorschläge liefern wollte, wie man Haare schneidet, haben wir es so versuchen müssen. Dafür ist es echt nicht schlecht geworden. Wobei ich sagen muss, dass das Licht nicht soo toll war und ich auch meine Brille nicht auf hatte. Aber János schon, darum vertraue ich darauf,dass er es etwas besser gesehen hat, als ich :D 

Soooo, das wars mal wieder fürs Erste. Ich hoff ihr seit bei dem langen Text nicht eingeschlafen. 

(Gell Schwesterchen, nicht so wie du, wenn du nen Film schaust :D )
Spaß beiseite, ich melde mich bald wieder :)

Samstag, 4. Oktober 2014

Festival oh Festival

Hey ihr Lieben, ich melde mich zurück (mehr oder weniger) live und in Farbe.
In den letzten Wochen hat sich ganz schön viel ereignet. 

Ich fang mal mit dem coolsten an: Gestern fand hier in Singida ein Festival statt, das Serengeti Fiesta.
Hier ist es so, dass ich meinen Gastpapa bei solchen Dingen, wie abends länger wegbleiben, fragen muss. Ich muss schon sagen, es ist ein sehr komisches Gefühl ihn wegen jedem Furz um Erlaubnis zu bitten. Aber so ist das nun mal, er steht in der Familienhirarchie am höchsten und wenn er mit etwas nicht einverstanden ist, dann habe ich das zu akzeptieren und da wird dann auch nicht diskutiert. Da ich dieses Gebaren von daheim nicht gewohnt bin (Danke Mama, danke Papa!) tue ich mich sehr schwer damit. Also habe ich brav gefragt, ob ich denn auf das Festival gehen darf. Irgendwie wollte er das nicht. Erst meinte er, dass das garnicht in Singida stattfindet, dann meinte er, dass das Festival nur zum Saufen da ist und Alkohol nicht gut ist und dann sagte er, dass dort gar keine Sänger auftreten würden. Jedenfalls drehte er sich irgendwann einfach weg und das Thema war beendet. Ich war schwer enttäuscht und hoffte, ihn noch irgendwie rumkriegen zu können, zumal wir hier als echt große Gruppe (Deutsche und auch Tansanier) hingehen wollten. Als sich herausstellte, dass unser Mentor Richard mitkommen würde, schöpfte ich neue Hoffnung. Rich ist ein echt cooler Typ, den man gerne bei sowas dabei hat und der da auch mitfeiert. Also schlug János vor, dass ich bis nach dem Essen warten sollte, denn dann sei mein Gastpapa sicher müde und zufrieden, und da dann nochmal um Erlaubnis fragen sollte. Und siehe da, es funktionierte. Nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, dass Rich mitkommen würde, sagte er nur: "Yes, then you may go."
Habe einen kleinen Freudenhopser unterdrücken müssen, nicht dass er denkt, ich hätte irgendwas genommen. Die Tickets für das Festival haben gerade mal 5000 Shilling gekostet, das sind umgerechnet 2,50 Euro. Obwohl ich noch keine Zusage gehabt hatte von meinem Gastpapa, hatte ich mir auch ein Ticket kaufen lassen, So viel Geld stand schließlich nicht auf dem Spiel.

Also sind wir gestern Abend zu acht aufgebrochen. Als wir vor dem Festivalgelände ankamen stand da eine rießige Schlange mit Tansaniern und ich dachte mir nur so: "Och nee, das wird Stunden dauern bis wir reinkommen." Äh tja, falsch gedacht. Ein Mann von der Crew hat uns gesehen und schwupp die wupp wurden wir an der kompletten Schlange vorbei geleitet und eingelassen. Das war echt strange, wir wurden zumindest beim Einlass wie VIPs behandelt. Ich fand es super nicht anstehen zu müssen, klar, aber ich war ziemlich schockiert darüber, dass wir, nur auf Grund unserer Hautfarbe so krass bevorzugt wurden.
Die ersten Interpreten traten schon auf und die Musik war ziemlich gut, auch wenn ich kein einziges Lied kannte. Wir kauften uns alle Bier und mussten dann leider auch dementsprechend schnell aufs Klo. Also gingen Anika (eine Mitfreiwillige aus Iguguno)  und ich mit Rich Toiletten suchen. Wir fanden sie auch, nur gab es da ein klitzekleines Problem. Wir fanden es zunächst einmal extrem witzig, dass es für so viele Menschen nur eine Toilette geben sollte und machten uns darüber lustig, dass es sowas in Deutschland nicht geben würde. Tja, doch es sollte sich herausstellen, dass es tatsächlich GARKEINE Toilette geben würde. Die Festivalveranstalter haben nämlich den Schlüssel für das Eisengitter vor der Toilettentür nicht gefunden. Irgendwie fanden wir das urkomisch. Eine Toilette aber keinen Schlüssel.
Also beschlossen wir den Graben rund um das Gelände zu nutzen. Und ich kann euch sagen, nichtmal beim Pinkeln sind die Leute zurückhaltend. Besonders die Männer empfanden uns Mädchen im Graben als totale Attraktion und ich dachte echt ich krieg nen Vogel, als viele tatsächlich versuchten, während wir da so im Graben saßen, mit uns Freundschaft zu schließen und uns alles mögliche fragten. Wir verließen den Graben also wieder so schnell wie möglich und gingen zurück zur Musik. Die meiste Zeit war es auch echt ziemlich cool, das einzige was wahnsinnig nervig war, war das angetatscht werden. Die Tatscher haben sich auch durch mehrfache starke Stöße in Bauch und Rippen nicht abwimmeln lassen. Und ich meine wirklich stark. Ich kann das beurteilen, denn ich habe in der vierten Klasse einen Selbstverteidigungskurs belegen müssen ( danke Mama). Doch zum Glück hatten wir in unserer Gruppe mehr Männer dabei als Frauen, sodass diese sich immer wieder schützend dazwischen stellten. Das witzige war, das irgendwann noch drei Mädels auf die Bühne gerufen wurden. Tansanische Mädels sind häufig etwas üppiger, so auch zwei von diesen. Die andere hingegen gertenschlank. Jedenfalls ging es wohl irgendwie daraum, welche das Publikum am besten fand. Am Anfang war alles noch ganz harmlos, ein bisschen hin und herlaufen ein bisschen tanzen. Doch gegen Ende musste das Publikum eine Entscheidung treffen und die hochmotivierten Mädels begannen einen Arschwackelcontest, der sich gewaschen hatte. Ich muss sagen, ich bin etwas neidisch geworden, keine Ahnung, wie man sein Hinterteil derart schnell bewegen kann und das auch noch im Rhytmus zur Musik :D
Alles in allem war es ein sehr gelungener Abend, nur hat es irgendwann angefangen zu Regnen und mir wurde ziemlich kalt. Gegen drei Uhr sind wir dan nach Hause gegangen. Das war auch noch so eine Sache. vielleicht erinnert ihr euch an das Bild von dem Bajaji, ein paar Blogeinträge früher. Dieses Dreirad ist für Vier Personen gedacht. Wir saßen auf dem Heimweg gestern zu 8 darin. einer lag im nichtvorhandenen "Kofferraum", dann jeweils drei auf dem Schoß von anderen drei und einer vorne mit beim Fahrer auf dem Sitz. Gemütlich wars nicht, aber wir kamen alls heile an.

So, dass wars vom Festival.
In der Schule läuft es eigentlich ganz in Ordnung. Ich habe den Direktor noch mehrmals darum gebeten, mir wenigstens zu den ersten Klassen noch eine höhere Klasse dazuzugeben. Aber er bleibt leider stur. Ich muss sagen, dass ich mich gegebenenfalls etwas unwohl in seiner Gegenwart fühle. Manchmal sagt er mir bis zu 3x am Tag, wie wunderschön ich aussehen würde. Mag sein, dass er einfach nur nett sein will, aber ich finde es total unangebracht und weiß nicht, wie ich reagieren soll. Ist also nicht zwingend einfach.
Die Kinder in der Klasse freuen sich aber immer sehr auf mich. Oft wenn ich morgens das Lehrerzimmer betrete, sehe ich, wie eine der Schülerinen an meinem Platz steht und die Hefte fein säuberlich stapelt. Auch auf dem Weg zum Klassenzimmer rennen mir die Schüler immer entgegen, um mir meinen Rucksack abzunehmen, oder meine Bücher zu tragen. Sowas gleicht vieles wieder aus.
Mit den Lehrerinnen und Lehrern komme ich auch immer mehr ins Gespräch und mit den meisten verstehe ich mich echt gut. Meine Nebensitzerin im Lehrerzimmer teilt mir regelmäßig mit, dass sie aus mir, bis zum Ende des freiwilligen Jahres, eine richtig schöne, dicke Frau machen will. Andere Länder, andere Schönheitsideale. Aber nein, eigentlich absolut nicht mein Ziel. Und damit ist sie nicht die einzige. Ständig bekommt man sowas zu hören. Jetzt wurde mir sogar sowas gesagt wie: Mach lieber jetzt noch ein Foto von dir, die anderen Freiwilligen haben wir auch dick bekommen.
Abgesehen davon finden es immer alle extrem schockierend, dass ich a) noch nicht verheiratet bin und b) nicht vorhabe so schnell zu heiraten. Eine Lehrerin meinte demletzt, dass ich aber schon vorhätte, noch in diesem Jahr einen Afrikaner zu heiraten. Als ich dies verneinte fragte sich mich ziemlich schockiert, wozu ich denn dann hier sei und ob mir die tansanischen Männer nicht gefallen würden. Ich murmelte etwas von zu weiter Entfernung zu Deutschland und sah zu, dass ich das Thema wechselte.
Letzte Woche ist auch noch was lustiges passiert. Ich saß im Lehrerzimmer, als eine Lehrerin mit zwei rießigen Polstern von einem Sessel hereinkam. Sie legte diese beiden Polster in eine Ecke, platzierte sich in liegender Position gemütlich darauf, und schlief die nächsten drei Stunden. Also dachte ich mir, wenn das niemanden stört, darf ich mir das sicher auch mal erlauben. Als ich mit meinen Stunden durch war, alle Hefte korrigiert hatte und den Unterricht für den nächsten Tag vorbereitet hatte und es gerade einmal 12 Uhr war und ich wusste, dass ich noch bis um 15 Uhr bleiben musste, plazierte ich meinen Kopf auf dem Tisch und hielt ein kleines Nickerchen. Als ich nach einem halben Stündchen wohl erholt wieder aufwachte und nach draußen ging, bestürmten mich die Lehrer regelrecht :D Sie haben mich schlafen gesehen, ob ich denn so müde sei und wann ich ins Bett bin usw. Bei der anderen Lehrerin hat das niemand gejuckt, bei mir hingegen fanden das alle unheimlich interessant und ich war (mal wieder) Gesprächsthema. Und dabei ich habe mich nichtmal hingelegt. Ich werde in Zukunft versuchen weitere Schläfchen zu vermeiden.

Im Children Centre läuft es auch immer besser! Einige Kinder freuen sich inzwischen total wenn ich kommen und halten mir ihre Hände hin zum abklatschen oder begrüßen mich fröhlich. Ich habe ein kleines Mädchen namens Lisa dort kennengelernt. So ein süßes und liebes Kind. Total vertrauensvoll kletterte sie auf meinen Schoß und redete mich auf Kiswahili voll. Ich hab mit ihr Hoppe Reiter gespielt und sie hat mir ein Suaheli Spiel gezeigt. Ich habe nicht ein Wort verstanden, aber soweit ich es beurteilen kann, hat sie irgendwelche Tiere meinen Arm hochlaufen lassen. Dabei ging es darum, dass sie eine Frage gestellt hat und ich eine vorgegebene Antwort sagen musste, die sie mir immer leise ins Ohr geflüstert hat. War irgendwie echt witzig. Als sie mein Handy gesehen hat, wollte sie unbedingt Fotos machen, dabei sind die hier folgenden entstanden.
Zum Abschied nahm sie meine Hand, lächelte mich an und drückte mir einen Kuss darauf. In solchen Momenten geht mir echt das Herz auf.


Lisa und ich :)



Das ist ein Bild von den Schulkindern, alle in Uniform.


























Das sind beides Bilder von Lehrerinnen. Das obere von meiner Nebensitzerin, die aus mir eine dicke Frau machen will und das untere von Rhoda, die hier meine hauptsächliche Ansprechpartnerin an der Schule ist.

Samstag, 20. September 2014

Ein "spannender" Samstag morgen im Leben der Anne

Beginnt ihr euren Samstag morgen auch so gerne mit Wäsche waschen, vier Stunden lang und von Hand? :)
Nein?! Ich leider auch nicht :D Dennoch bleibt mir hier nicht viel anderes übrig. Zum einen bin ich wohl etwas ungeübert, als die Menschen hier und dadurch auch extrem langsam, und zum anderen habe ich heute beschlossen, auch noch meine Bettwäsche zu waschen. Als ich den Kampf mit den riesigen Bettlaken beendet hatte, fiel mir siedend heiß ein, dass ich wirklich

alle meine Hosen und Röcke gewaschen hatte, die ich dabei habe, und nun nichts mehr zum anziehen habe, außer die vom arbeiten rschmuddelige Jogginghose. Doch das Gute an meiner Langwäsche war, dass die Sachen in der zwischenzeit schon wieder getrocknet waren. Meine Gastmama sah, wie ich meine Unterwäsche mit in mein Zimmer nahm und fragte mich wieso ich sie denn nicht mit auf die Leine hängen würde. War ganz schön schwer ihr zu erklären, dass die Bauarbeiter bereits beim Waschen so geschaut haben, als ob sie noch nie weibliche Unterwäsche gesehen hätten und ich mir darum nicht so sicher war, ob ich diese so einfach auf die Leine hängen könnte. Da hat sie nur gelacht.
Hier springen gerade noch so viele Bauarbeiter rum, da das Haus in dem meineGastfamilie wohnt erst seit März gebaut wird. Dazu muss man sagen, dass meine Gastfamilie wohl doch etwas mehr Geld hat, als viele andere hier  und somit auch das Haus dementsprechend ausgestatteter ist. Momentan befördern wir das Wasser zwar noch mit dem Eimer aus dem Brunnen (ein weiterer Grund, wieso das Waschen so lange gedauert hat :D), aber theoretisch wird es hier früher oder später im Haus fließend Wasser geben. Ich bin gespannt. Nicht dass mich das mit dem Brunnen stört, garnicht, eigentlich finde ich das sogar ganz nettes Armtraining, aber meistens lassen sie mich eh nicht, sondern rufen irgendjemand der das für mich tun soll.









 











Hier seht ihr die Früchte meiner Arbeit :D Sieht so wenig aus, sind aber 3 Wäscheleinen voll mit Zeug :D Das Mädchen ist unser Hausmädchen. Übrigens schon das dritte seit ich da bin. Die erste ist weggerannt, die zweite hat jetzt ein Job in einem Büro bekommen und diese hier ist ihre kleine Schwester, die für sie weiter macht. Waren alle bisher sehr liebe Mädels :)
Aber der eigentliche Grund für den neuen Post ist, dass jetzt seit einer Woche die Schule angefangen hat.  Montag morgen um 7.15 Uhr tansanischer Zeit marschierte ich also gen Schule. Ich brauche zu Fuß nur 5 Minuten, dass ist äußerst praktisch. Dort angekommen empfing mich eine junge Lehrerin namens Rhoda. Sie zeigte mir die Klassenzimmer der beiden ersten Klassen und den Stundenplan. 
Ich fragte sie, wann denn eine Englischstunde stattfinden würde, damit ich mir diese anschauen könnte. Daraufhin drückte sie mir nur ein Englischbuch in die Hand und meinte, dass Englisch in einer Stunde anfangen würde, so lange könnte ich mich ja vorbereiten.
Also war Freestyle angesagt. Dafür lief die Stunde erstaunlich gut. Das einzige Problem ist, dass ich die Kinder nicht verstehe und sie mich nicht. Die Lehrerin, die mit drin saß und sonst Englisch unterrichtet, versteht auch kein Wort Englisch. Keine Ahnung, wie sie den Kindern was beibringen will. Zudem verbessert sie die ganze Zeit meine Aussprache, sodass dann aus "nose" auf einmal "noise" wird und die Kinder das dann fröhlich falsch nachplappern.
Das war furchtbar frustrierend. In der 1b lief es dann bedeutend besser. Diese Lehrerin versteht meistens, was ich vermitteln will und erklärt es dann den Kindern auf Suaheli. Zudem scheint sie auch etwas mehr Ahnung von Englisch zu haben.
Nach den Stunden werden hier immer die Hefte eingesammelt und theoretisch korrigiert. Bisher war ich aber irgendwie die Einzige im Lehrerzimmer, die das auch gemacht hat. Die Hefte sind ein einziges Chaos. Meistens dreckig und zerflettert, mal fangen die Kinder vorne an, mal hinten, mal Suaheli, mal Mathe mal Englisch. Also habe ich direkt jeden Tag mal 120 hefte korrigiert und mir noch ein paar Rotstifte zugelegt.

Um ehrlich zu sein, bin ich überhaupt nicht zufrieden damit, die ersten Klassen bekommen zu haben. Ich hatte sehr darauf gehofft und diesen Wunsch auch geäußert, eine 5. oder 6. Klasse zu bekommen ,die wenigstens schon ein bisschen Englisch versteht. Die Kinder verstehen es nichtmal wenn ich so etwas sagen wie "Sit down". Bisher habe ich einmal eine Stunde ganz allein gehalten, heißt als keine andere Lehrerin mit drin saß, und ich muss sagen, danach war ich fix und fertig. Erstklässler sind halt verständlicherweise einfach noch ein aufgeregter Haufen und wenn davon 65 auf einmal sind, dann ist es echt nicht leicht, diese in Schach zu halten. Zumal ich keinen Stock benutze, wie der Rest der Lehrerschaft. Die finden das total lustig, dass ich mich so dagegen sträube. Demletzt lag, wohl als dezente Aufforderung gedacht, ein Stock auf meinem Platz im Lehrerzimmer.
Naja, ich habe schon versucht mit dem Rektor zu reden, damit er mir eine höhere Klasse gibt. Der Rektor ist an sich schon nett, aber er schien meine Bitte nicht so recht zu verstehen. Er lag ausgestreckt lümmelnd auf seinem Sofa und erklärte mir in sehr gebrochenem Englisch, dass ich es schön weiter mit den ersten Klassen versuchen soll, er hätte gehört die Kinder würden mich lieben. Wenigstens bis zu den ersten großen Ferien, meinte er. Toll, die sind im Dezember. Naja, wir werden sehen, wie es weiter geht.
Ich hatte aber gestern ein echt super Erlebnis in einer der Klassen. Ich habe gesehen, dass viele Kinder nicht schreiben können, weil ihre Bleistifte stumpf oder abgebrochen waren. Also habe ich einen Spitzer mitgenommen und bin, während sie eine Aufgabe bearbeitet haben, damit in der Klasse rumgelaufen. Daraufhin ging ein wahrer Anstrum los. Die Kinder drängelten sich um mich und ich stand da und habe bestimmt 20 minuten lang einfach nur gespitzt. Das goldige daran war, wie sehr sich die Kinder gefreut haben. Sie haben ihre Stifte hochgehoben und diese sich gegenseitig, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, gezeigt. Das war echt schön! Was mich etwas verwundert hat, war, dass die Lehrer mit dem Spitzer garnichts anfangen konnten. Dabei kann man das hier auch kaufen. Aber alle haben ihn total bewundert und gefragt wie der denn funktionieren würde.

Zudem waren János und ich gestern nach der Schule noch im Children Centre. Dort bekommen Kindern, oftmals aus ärmeren Familien, Essen und auch Medikamente, wenn sie benötigen. Zudem gibt es dort einen Spielplatz und viele nette Leute, darunter auch eine Amerikanerin. Also haben wir dort gestern bei der Essensausgabe geholfen. Da Freitag allerdings der kürzeste tag ist und wir ja erst nach der Schule kommen konnten, gab es recht schnell nichts mehr zu tun. Aber sie meinten, dass das Center an den anderen Tagen unter der Woche länger offen hätte und wir somit jederzeit gern gesehen wären. Darüber habe ich auch schon mit meinem Schulleiter gesprochen. Denn hier ist es üblich, dass alle Lehrer morgens zur ersten Stunde erscheinen und um 14.50 Uhr gehen, auch wenn sie beispielsweise nur eine Stunde am Tag unterrichten. Der Rektor meinte, wenn ich nicht jeden tag früher gehen würde, wäre das schon in Ordnung. Mit der Zeit wird sich sicher einiges einspielen.


Noch ein paar witzige Dinge zum Abschluss: Heute morgen fragte mich meine Gastmama, was denn das riesige Ding da auf meiner Stirn sei. Eigentlich sehen Pickel auf weißer Haut ziemlich ähnlich aus, wie Pickel auf brauner Haut, aber irgendwie hatte sie da nicht so die Parallele gezogen :D

Was meine Gastfamilie hier witzig fand, war, als ich einen kleinen Kreischer losgelassen habe wegen einer Spinne. Wenn ihr mich kennt, wisst ihr, dass ich keine Angst vor Spinnen habe, echt nicht, ich nehm sie auch in die Hand und setz sie behutsam raus. Aber dass was ich hier in meinem Zimmer hatte war einfach nur riesig und haarig. Ein bisschen kleiner als meine Faust, ungelogen. Jedenfalls  habe ich probiert das Vieh in einem Becher zu verfrachten, aber da meine Decke ziemlich hoch ist, war die Gefahr dass das Vieh auf mich drauf fällt doch recht groß. Also habe ich das Hausmädchen geholt. Diese hat kurzen Prozess gemacht, die Spinne mit einem Besen heruntergekehrt und erschlagen. Naja, jedenfalls fragt mich meinem Gastfamilie seit dem, vor was ich denn sonst noch so Angst hätte und fanden die ganze Angelegenheit einfach nur zum Piepen.
Schön wenn ich ihnen den Tag versüßen konnte :D


Ach noch für die Tierliebhaber unter euch, ich hatte auch schon wirklich eine echt "nette" Begegnung mit einer Kakerlake. Ich lag gerade unter meinem Moskitonetz, da sehe ich im schwachen Schein meines E-Readers direkt über meinem Gesicht einen großen schwarzen Schatten krabbeln. Da ich das Vieh definitiv nicht in meinem Zimmer haben wollte, schlug ich mit meinem E-Reader mit voller Kraft gegen das Ding auf  dem Moskitonetz, sodass das Vieh gegen die Wand knallte. Ich schälte mich unter meinem Netz hervor, sprintete in die Küche und kam gerade rechtzeitig mit einer Tasse zurück, als das benommene Tier zu sich kam. Ja, es war eine Kakerlake. Ich konnte mich leider nicht überwinden sie raus zutragen und hiffte, dass sie bis zum nächsten Morgen unter der Tasse verrecken würde. Aber János hat meine Hoffnungen recht schnell zerstört, indem er mir mitteilte, dass Kakerlaken selbst ohne Kopf noch ein paar Tage überleben können. Da ich nicht wieder Gesprächsthema Nummer eins meiner Familie sein wollte, habe ich mich dann am nächsten tag doch noch überwunden.

Sonntag, 14. September 2014

Die Hochzeitsglocken läuten


Bevor ihr erschreckt, nein, ich habe nach wie vor nicht vor, hier einen Afrikaner zu heiraten :D
Ich hatte nur gestern das Privileg, mit meinen Gasteltern zu einer Hochzeit gehen zu dürfen.
Das ganze hat mich spontan dazu verleitet darüber zu bloggen, da es doch einige diverse Unterschiede zu den Hochzeiten gab, die ich bisher aus Deutschland kannte.

Zunächst einmal meinte meine Gastmama gestern, dass wir um 14 Uhr von daheim los müssen. Um 14.30 Uhr klopfte sie an mein Zimmer und meinte, dass es jetzt erst noch Essen gibt bevor wir gehen. Also haben wir um kurz vor 15 Uhr erst das Haus verlassen. Doch wir kamen gerade noch rechtzeitig an. Draußen vor der Kirche spielte eine Art Kirchenband. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Kirche leer, doch als die Band spielte, liefen erst die Hochzeitspaare in die Kirche ein und hinter ihnen alle anderen. Ja, ihr habt richtig gelesen, PAARE, denn es wurden gestern sage und schreibe 6 Paare verheiratet.
Das coole war, dass es 3 verschiedene Chöre gab, die ordentlich für Stimmung gesorgt haben. Am schönsten war es, wenn alle gleichzeitig gesungen haben. Dazu stehen sie auch noch auf und tanzen dazu.
Die Zeremonie dauerte 3 Stunden. Am Anfang redeten die Pfarrer eine ganze Weile. Was mich etwas irritiert hat, war, dass alle Paare auf einmal vorgetreten sind, so dass garnicht so genau ersichtlich war, bei welchem Paar gerade was statt fand. Doch die Ringübergabe erfolgte gemeinsam. Die Ringübergabe war auch garnicht das wichtigste, wie mir später klar wurde, denn einige Zeit später trat wirklich jedes Paar einzeln vor, mit den Trauzeugen, und die Pfarrer füllten am Altar ein Papier aus, das von allen unterschrieben wurde. Braut und Bräutigam hielten je solch eins in die Höhe, daraufhin brandete Applaus und es wurden Fotos geschossen. Kein einziges Brautpaar hat sich geküsst, alle haben sich nur ganz leicht kurz in den Arm genommen.

 Als alles vorbei war, strömten die Leute nach draußen und es die Chöre begannen in einer Art Kreis zu tanzen und jeder der wollte schloss sich an.

Ich wurde von den Brüdern der Braut mit meiner Gastmama mitgenommen. Es ging an den See zum Fotos machen. Hier gibt es nicht viel zu sagen, außer dass ich mich dezent im Hintergrund gehalten habe, bis eine der Schwestern des Bräutigams mich schnappte und mit sich und dem Brautpaar auf ein Foto zog. War mir etwas peinlich, da ich die beiden nichtmal kannte, aber nun auf einem Foto mit drauf bin, und das, obwohl sehr viele kein Foto mit der Braut gemacht haben.

Aber gut, wir fuhren weiter an den Ort, an dem die Feier statt finden sollte, das war ein echt hübsches Gelände. Dort zog mich meine Gastmama ersteinmal in eine Art kleinen Biergarten und sagte etwas von "Zeit überbrücken". Ich wusste nicht genau was sie meinte, doch im Laufe des abends wurde es mir mehr als klar. Zuerst saßen wir dort eine Stunde und haben etwas getrunken, nur wir beide, dann sind wir zu dem Haus der Feier gegangen, jedoch nicht rein, da erst 5 Leute oder so da waren. Nachts ist es hier echt kalt, darum setzten wir uns mit zwei anderen Gästen in ein Taxi das davor stand. Dort verbrachten wir eine weitere Stunde. Ich bekam im Taxi die Einladung zu Gesicht. Darauf stand, dass alle auf 18. 30 Uhr eingeladen waren, doch die ersten kamen erst gegen 20.30 Uhr. Ich sah wie immer mehr Gäste ankamen und rein gingen und fragte mich, wieso wir immernoch draußen blieben. Gegen 21.30 sagte meine gastmama dann, dass ich mit ihnen reingehen könnte. Hat mich ebenfalls verwundert, als wir dann nochmal 10 Minuten vor dem Eingang standen und auf etwas nicht ersichtliches gewartet haben. Auf einmal gingen dann Scheinwerfer an und meine Gasteltern und noch 5 andere begannen auf sehr afrikanische Weise hineinzutanzen. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Neee, dass hatte mir niemand mitgeteilt. Natürlich konnte ich keinen einzigen Schritt mitmachen und dackelte in der Mitte ein wenig betröpelt mit. Seeeehr peinlich, ich hatte nicht gewusste, dass meine Gasteltern besondere Gäste sind und wir direkt vorne ein Tisch haben würde, sozusagen mit Blick auf die gesamte Hochzeitsgesellschaft und gleichgestellt mit den Eltern des Bräutigams.
Dann zogen Braut und Bräutigam ein, die ebenfalls geschlagene 2 1/2 Stunden lang im Auto vor der Halle gesessen hatten.
Anschließend ging ein Haufen von Traditionen los. Zuerst wurde die Hochzeitstorte angeschnitten, das verlief gleich wie bei uns, dann fütterten sich Braut und Bräutigam damit, anschließend die Braut die Trauzeugin und der Bräutigam den Trauzeugen und zu letzt noch Trauzeuge und Trauzeugin. Nach dem ganzen gefüttere wurde ein kleinerer Kuchen den Eltern des Bräutigams überreicht und nochmal ein Kuchen an meine Gasteltern. Es folgten eine Tanzshow von 5 14-jährigen Mädels. Diese tanzten und während sie das taten, tanzten Gäste nach vorne und schmissen Geld auf den Boden.
Der ganze Abend wurde übrigens von einem Showmaster geleitet, gefilmt und direkt das gefilmte Bild auf Leinwand produziert. Danach stellte der Bräutigam seine Familie vor und die Braut danach ihre. Die jeweiligen Leute standen auf und winkten. Ich saß am Tisch der Brautfamilie, und wurde somit auch vorgestellt. doch da alles auf Suaheli stattfand bekam ich das leider nicht mit und tappte promt ins nächste Fettnäpfchen, indem ich weder aufstand, noch winkte. Ich muss sehr eingebildet gewirkt haben, aber als mir mitgeteilt wurde, dass ich gerade vorgestellt worden war, war es schon zu spät.
Braut, Bräutigam und die beiden Trauzeugen taten mir sehr leid, denn sie standen eigentlich den kompletten Abend in einer Reihe vorne. Zum Hallo sagen standen alle Leute in dem Raum auf und tanzten zuerst am Tisch der Hochzeitsfamilien und dann am Brautpaar selbst vorbei. Alle gaben allen die Hand und es war erstaunlich geordnet.

Nach ein paar Reden, wurden die Geschenke übergeben, dass war zu Anfangs wirklich ein Spaß. Die Gäste schaarte sich zu Gruppen zusammen. Als erstes wurden so allgemeine Haushaltsgegenstände überreicht und alles natürlich wieder tanzend. Stellt euch vor, eine bunte, afrikanisch gekleidete Gästeschar tanzt über einen Teppich nach vorne auf das Brautpaar zu und jeder hält etwas in die Höhe und wedelt damit. Zum Beispiel einen einzelnen Teller oder eine Tasse, ein Geschirrtuch oder einen Löffel.
Wie gesagt, es war wirklich interessant und spaßig, aber das Ganze hörte nicht auf. Immer mehr Gruppen kamen zusammen, beispielsweise eine Stoffgruppe, die alle einen anderen schönen Stoff überreichten, dann Gruppen, die zusammen ein ganzes Geschirrset schenkten. Meine Gasteltern gehörten zu dieser Gruppe und ich musste mitaufstehen und nach vorne tanzen. Wundert euch nicht, wenn die Afrikaner denken, die Deutschen können nicht tanzen, ich nehme die Verantwortung auf mich :D
Ich tappelte also hinterher, hatte weder eine Ahnung was es für ein Geschenk war, noch einen Beitrag dazu geleistet und wurde ebenso herzlich bedankt wie die anderen. Ja ich habe mich etwas schlecht dabei gefühlt, aber es war sehr herzlich. Besondere Geschenke, beispielsweise das der Bräutigamsmutter, wurde größer präsentiert. Ich schaltete irgendwann  etwas ab, denn es war kalt und ich war hungrig und müde. Ich habe zwischendurch echt daran gezweifelt, ob es noch etwas zu Essen geben würde, doch endlich, um 00.45 Uhr gab es Essen. Leider stand dies schon so lange da, dass es kalt war. Es gab landestypische Sachen wie Kochbanane, normalen Reis und Gewürzreis, normale Kartoffelecken, Hähnchen und eine Art Salat und als Nachtisch Orangen.
Alles in allem war es eine echt tolle Erfahrung auch wenn ich das Gefühl hatte, dass ich die Hälfte der Zeit rumsaß und auf etwas gewartet habe. Aber das Positive hier ist, dass niemand einem sagt, was als nächstes kommt oder wann. Somit guckt man nicht auf die Uhr und wartet auf einen bestimmten Zeitpunkt, sondern man bleibt die ganze Zeit in der gespannten Erwartung, wann der nächste Programmpunkt kommt und was er mit sich bringen wird.

Puh, genug, ich schwall euch hier zu, aber ich fand es zu interessant um es euch vorzuenthalten :)

Montag, 8. September 2014

Fotos :)








 János und ich auf unserem Ausflug an den Lake Singidani :)
Falls ihr Interesse habt: janosonline.blogspot.com









Bilder von und um den See.












  





















Mein toller Mitfreiwilliger János, in meinem Zimmer.


















Hier liegen massenhaft Felsen rum, auf die man wunderbar klettern kann. Super Aussicht von da oben :)















Mit diesen Dreirädern bewegt man sich hier hauptsächlich fort, genannt werden sie Bajaji. Mit dem Fahren quetschen sich teilweise bis zu 5 Leute hinein. Man kann sich auch hinten auf ein Motorrad drauf setzen, finde ich persönlich wesentlich angenehmer :)

First time in Africa

Ich bin jetzt seit über einer Woche da und habe ehrlich gesagt nicht den Hauch einer Anhnung wo ich anfangen soll. Also am besten von vorne. Mittwoch abend sind wir zu 5. in Tansania gelandet. Am Flughafen wurden wir direkt von unserem Mentor (Ansprechpartnert hier) abgeholt. Wir waren alle ziemlich fertig vom Flug, aber wir mussten noch in die nächste Stadt fahren, Moshi. Schon der Weg dorthin war ein kleines Erlebnis für sich. Zunächst einmal habe ich verzweifelt nach einem nichtvorhandenen Anschnallgurt gesucht. Als ich mich gerade damit abgefunden hatte, dass es wohl keinen gibt, sahen wir vor uns auf der Straße einen kleinen Laster schlingernd fahren. Die Aussage von Richard, unserem Mentor lautete lediglich: „The driver is drunk!“ Alkoholismus ist hier anscheinend ein großes Problem, jedoch war das der Einzige.
Blitzer gibt es hier nicht, doch damit die Autos nicht so sehr rasen, sind hier in unregelmäßigen Abständen Bodenwellen in die Straßen eingebaut. richtige kleine Hügel, vor denen die Autos abbremsen müssen, wenn sie nicht darüber schanzen wollen. Ist zwar nicht so angenehm zum drüber fahren, funktioniert aber ziemlich gut!

In Moshi verbrachten wir zwei Nächte. Es hieß, dass dort zunächst für einen Mitfreiwilligen alles geregelt werden müsste, der dort in einem Projekt ist.
Aber irgendwie haben wir dort einen kompletten Tag damit verbracht im Schatten vor einem Haus zu sitzen. Die Mentalität ist hier echt total anders. Sobald man es etwas eiliger hat, oder zum Aufbruch drängt, hört man sofort von irgendeinem Einheimischen: „Pole Pole“, was so viel wie „Langsam langsam“ bedeutet.
Meine Uhr habe ich auch schon nach dem ersten Tag zur Seite gelegt, Pünktlichkeit wird ofetmals eher klein geschrieben :D

Am Samstag morgen haben wir den Bus von Moshi nach Singida genommen. Es hieß, dass die Busfahrt wohl um die sieben Stunden dauern würde und niemand war sich sicher, ob irgendwo lange genug gehalten werden würde für eine Pipipause. Ich beschloss also einfach nichts zu trinken. Die Busfahrt war total ungewöhnlich in meinen Augen. Zum einen wurde die Hupe circa einmal pro Minute genutzt, ob zum überholen, als Warnung oder Gruß habe ich nicht ganz durchschaut. Bei jedem Halt in irgendeinem Dorf oder irgendeiner Stadt tummelten sich sofort massenhaft Verkäufer um den Bus. Sie verkauften alles mögliche, von Trinken und Essen über Strumpfhosen und Bettlaken, es war alles dabei. Das Lustige ist, dass jeder Sitz ein eigenes Schiebfenster hat. Wenn man also etwas kaufen wollte, machte man das Fenster auf, reichte das Geld hinunter, bekam die Ware und musste sich dafür nicht einen Zentimeter bewegen. Tatsächlich, gab es innerhalb der 7 Stunden dann einmal die Gelegenheit, eine Toilette aufzusuchen.

In Singida angekommen waren wir die Einzigen die ausstiegen. Also wurde unser Gepäck ausgeladen. Als ich einen kurzen Blick über unser Gepäck schweifen lies, sah ich gleich: Scheiße, mein Koffer fehlt. Der Bus war gerade wieder am anfahren und ich bekam leichte Panik. Ich rannte also neben dem Bus her,wild an die Scheibe klopfend und rief Stopp. Damit hatte ich die Aufmerksamkeit eines gesamten Busses, der bis oben hin vollbesetzt war. Der Fahrer hielt und tatsächlich, mein Koffer war einfach nur in einem anderen Fach verstaut worden. Meine Erleichterung war riesig.

Wir wurden kurze zeit später total lieb im Haus unseres Mentors empfangen. Das Essen stand schon auf dem Tisch und es gab sogar frisch gepressten Saft, der soviel besser geschmeckt hat, als in Deutschland.
Später kamen wir dann in unsere Gastfamilien.
Ich bin in einer wirklich lieben Familie gelandet mit einem total interessierten und freundlichen Gastpapa und einer sehr sehr herzlichen Gastmama! Hier springt auch immer ein circa 8 jähriges Mädchen rum, dass mich allerdings meidet. Die Aussage meines Gastpapas war: „ She is afraid of you, because she can´t communicate with you.“ Hoffentlich wird sich das in den nächsten Wochen und Monaten ändern. Ich bemühe mich, die Sprache schnell zu lernen, aber leider geht es dennoch nicht von heute auf morgen. Jeder hier sagt mir immer, wie leicht Suaheli wäre, dem kann ich bisher noch nicht zustimmen :D

Am Sonntag morgen hat mein Gastpapa mich und eine Mitfreiwillige mit in die Kirche genommen.  Die Menschen sind hier generell sehr gläubig und daher ist es für meine Gastfamilie auch wichtig, dass ich sonntags mitkomme. Der Gottedienst fing um 7 Uhr morgens an. Und ich traute meinen Augen nicht, die komplette Kirche war gerammelt voll, hinten standen sogar noch 2 weitere Reihen. Er hat leider auch 2 1/2 Stunden gedauert. An sich war es echt nicht schlecht und die Musik war auch schön, aber wenn man nichts versteht, ist es doch eine ganz schön lange Zeit. 


Am Mittwoch bin ich das erste Mal in die Schule gegangen, in der ich zukünftig unterrichten werde. Das ist echt der Wahnsinn, 1427 Schüler, verteilt auf gerade mal 11 Klassenräume. Zu mir hieß es, dass ich in die größte Klasse komme werde, in der 200 Schüler sind. Ich weiß noch nicht wie ich das managen soll. Bisher haben die Schüler noch keinen Unterricht gehabt, da sie gerade Klausuren geschrieben haben und jetzt eine Woche frei haben. Also geht´s erst nächsten Montag richtig los.
Sowie ich es verstanden habe, bin ich die erste „Weiße“ an der Schule. Die Lehrer haben auch total unterschiedlich reagiert, manche total freundlich und offen, andere eher abweisend und mit Widerwillen.
Eine Sache ging mir hier jetzt schon sehr ans Herz. Die Kinder werden für Unartigkeiten bestraft, indem sie geschlagen werden, meist mit einem Stock auf die Finger, oder den Po.
Als ich probierte einer Lehrerin zu erklären, dass ich das nicht so gut mitansehen kann, da bei uns die Kinder nicht geschlagen werden zuckte sie nur die Achseln und fragte, was wir denn in Deutschland für Bestrafungsmethoden für Schüler hätten.  Ich zählte ihr ein paar Dinge auf, wie Strafarbeiten, Nachsitzen, etc.. Da lachte sie nur schallend und meinte, dass würde bei den Kindern hier nichts bringen. Ich kam mir in dem Moment sehr töricht vor, aber ich werde schon irgendeinen Weg finden, denn ich will das nicht mit anschauen.
Doch es gibt auch einige witzige Dinge aus der Schule zu berichten. Beispielsweise laufen ständig Händler ins Lehrerzimmer, die ihre Waren anbieten. Bisher waren schon Fischverkäufer, Kükenverkäufer, Popkornverkäufer und Stoffverkäufer da. Eine Lehrerin hat auch gleich zugeschlagen und 6 Küken gekauft, dass war zu niedlich :)
Das die Schüler der siebten klasse jetzt erstmal Abschlussprüfungen schreiben, haben sie sich nochmal mit allen Lehrern in einem Raum versammelt und jeder Lehrer hat ihnen nochmal ein paar ermunternde Worte gewidmet. Am Abschluss meinten die Schüler, dass sie auch was von mir hören wollten. Eine Lehrerin rannte zu mir und flüsterte mir einen Satz auf Suahli ins Ohr: „Nawatakia mtihani mwmea.“ ( „Habt eine gute Prüfung“) Ich wiederholte den Satz laut, doch merkte selbst, dass ich da was verwurstelt hatte. Alle lachten, mir eingeschlossen, doch die Schüler haben sich total darüber gefreut:)

Was ich bereits jetzt ein wenig anstrengend finde, ist meine Hautfarbe. Überall wo man hinkommt fällt man auf wie ein bunter Hund. Viele Leute sind sehr nett und reagieren freundlich, aber gerade beim Einkaufen oder bei den Fahrten in die Stadt wird man gnadenlos abgezogen, da verlangen sie manchmal einfach das doppelte wenn man sich nicht wehrt. Und wenn man sich wehrt, muss man damit rechnen, dass man sich ein anderes Gefährt suchen muss.
Zudem wird einem überall auf der Straße „Mzungu“ (Weißer) zugerufen, was zwar bestimmt nicht böse gemeint ist, mich aber irgendwie trotzdem stört. Vielleicht ändert sich das ja, wenn ich eine Weile da bin :)

Alles in allem kann ich sagen, dass ich noch viel mehr schreiben könnte, da es einfach zu viele neue Eindrücke sind, die ich euch gerne übermitteln würde. Aber ich hänge stattdessen lieber noch ein paar Fotos an :)

Mittwoch, 27. August 2014

Los geht's!

Jetzt ist es tatsächlich so weit. Der letzte Abend ist angebrochen, morgen um diese Uhrzeit werde ich schon in Tansania sein. Ich kann nicht gerade behaupten, dass das Packen einfach war. Trotz der organisierten Mithilfe einiger Familienmitglieder, hat es ewig gedauert. Viel zu viel Zeug lag auf meinem Boden herum und nachdem so ungefähr die Hälfte verstaut war, wurde uns klar: der Rest passt da niemals rein. Also alles nochmal von vorne, mit dem Unterschied, dass einige Sachen als "unwichtig" oder "das schicken wir dir einfach nach" abgetan wurden. Wie das Chaos aussah seht ihr hier:
 















Ich war sehr erleichtert, als endlich alles in einen Koffer und einen Bagpacker- Rucksack reingestopft war. Die Erleichterung hielt nur so lange an, bis ich den Rucksack auf dem Rücken hatte. Denn ich kippte kurzerhand hinten über. Zum Glück stand da mein Bett. Bin mir immernoch nicht ganz im Klaren darüber, wie ich mit dem Teil auf dem Rücken und einem noch größeren Koffer nach Singida kommen soll. Falls ich dort ankomme melde ich mich bestimmt bald wieder:D

Mittwoch, 20. August 2014

Infos über Tansania

 Lage:                    Ostafrika zwischen Viktoria-, Tanganjika- und Malawi-See sowie dem
                                 indischen Ozean
Hauptstadt:       Dodoma
Fläche:                 945 087 km²
Einwohner:       41 Millionen
Amtssprache:   Swahili
Klima:                 wechselfeuchte Tropen mit ausgeprägten Trocken- und Regenzeiten
Währung:           Tansania- Schilling
                                 (1000 Tanzanian Shilling = ca. 0,46007 Euro)


Der Countdown läuft

So langsam tickt die Uhr, in acht Tagen geht's schon los und die Spannung wächst.
Die Koffer sind allerdings noch nicht gepackt, nichtmal ansatzweise. Bisher ist alles noch ein großer Haufen in meinem Zimmer und ich habe keine Ahnung wie das alles irgendwo reinpassen soll, aber wir werden sehen.
(Ich hoffe ja immernoch auf das unübertroffene Packtalent meiner Schwester :D )

Zu den Vorbereitungen hat unter anderem ein zehntägiges Vorbereitungsseminar in Köln gehört. Dort habe ich alle anderen Freiwilligen, die ebenfalls von Kolping entsendet werden kennengelernt. Das Seminar hat trotz des sehr straffen Programmplans total viel Spaß gemacht und war besonders hilfreich. Wir haben uns intensiv und kritisch mit Themen auseinandergesetzt, wie:

"Die eigene Identität", "Kultur und Kulturschock", "Rassismus", "Sicherheit", "medizinische Vorsorge", "faires Berichten", "Die kritische Sicht auf den Freiwilligendienst", usw...
Besonders interessant war, dass sämtliche Mentoren aus den jeweiligen Ländern, in welche wir entsendet werden, eingeflogen wurden und am Seminar teilgenommen haben. Dadurch haben wir dann schon einmal einen kleinen Vorgeschmack bekommen auf unsere "neue Heimat". Die Mentoren waren wunderbar herzliche Menschen, manche älter, manche jünger, manche strenger, manche lockerer, manche lauter, manche zurückhaltender. Aber eines hatten sie alle gemeinsam. Sie haben oft zum Ausdruck gebracht, wie viel Hoffnung und Glaube sie in diesen interkulturellen Austausch legen. Das war unglaublich ermutigend und hat meine Vorfreude definitiv gesteigert.

Ich kann jetzt noch nicht sagen, wie oft ich dazu kommen werde etwas zu posten, aber ich werde versuchen euch auf dem Laufenden zu halten.

Und natürlich hoffe ich, auch von euch einiges zu hören :)

Liebe Grüßle Anne