Mittwoch, 6. Mai 2015

Neuigkeiten aus Tansania

Hallo liebe Leserinnen und Leser,
ich weiß mein Blog lag die letzten Monate etwas auf Eis, doch das möchte ich wieder ändern.
Das Hauptproblem, wieso ich so lange schon nichts mehr geschrieben habe, war wohl, dass mir hier nicht alles so gut gefällt, wie ich mir das wünschen würde und dass ich auch nicht mit allem immer ganz prima klar komme. Da ich aber kein negatives Bild übermitteln wollte, habe ich das Schreiben einfach ganz gelassen. Nach fast acht Monaten hier, bin ich aber zu dem Entschluss gekommen, dass ich dennoch weiter berichten sollte, jedoch möchte ich ausdrücklich dazu sagen, dass dies meine Erlebnisse sind. Man kann sie keineswegs auf ganz Tansania oder gar „Afrika“ verallgemeinern.

Ich darf seit Anfang diesen Jahres die fünften Klassen unterrichten. Im großen und ganzen macht mir das schon Spaß. Ich hab die Schüler total gerne und freue mich sehr, wie einige im Laufe der Zeit aufgeblüht sind und wie sie Fortschritte machen. Das Problem ist einfach nur die Klassengröße. Bei bis zu 75 Kindern in der Klasse ist es unglaublich schwer Ruhe zu halten. Die Lehrer hier mögen das hinbekommen, doch im Gegensatz zu mir, betreten diese die Klasse auch nie ohne einen Stock.
Es gibt Zeiten da läuft das Unterrichten richtig gut, die Kinder sind motiviert und arbeiten mit. Doch immer mal wieder kommen so Durststrecken, da würde ich am liebsten einfach aus dem Klassenzimmer stürmen. Mitte März haben die Schüler in jedem Fach eine Prüfung geschrieben, nach der ich besonders enttäuscht war. Bei der einen Klasse lag der Durchschnitt bei schlappen 43% in der anderen Klasse bei 50%. Ich hatte die Schüler wirklich sehr auf diese Prüfung vorbereitet und habe mich verzweifelt gefragt, was ich noch mehr hätte tun können. Besonders geärgert haben mich die Fehler, die ich ihnen extra am Tag vorher nochmal aufgeführt hatte, damit sie diese NICHT machen. Ich versuchte den Schülern mal ganz drastisch vor Augen zu führen, dass sie hier ohne eine einigermaßen gescheite Schulbildung überhaupt keine Chancen haben würden. Ich ging sogar soweit zu sagen, dass sie sich gefälligst hin hocken und lernen sollen, wenn sie später nicht auf der Straße landen wollen. Die Schüler waren zwar in dem Moment sehr betroffen aber wirklich was geändert hatte sich nicht. Oft sind sie einfach laut. Ich habe wirklich schon alles mögliche probiert, von Lieder singen als Belohnung bis hin zu Strafarbeiten. Nichts hat wirklich angeschlagen. Wie gesagt, es ist nicht jede Stunde so, aber an die guten Stunden erinnert man sich nur schwer, wenn man in der Klasse steht und nicht weiter weiß.
Es war mir auch keine Hilfe, dass der Schulleiter dann eines Tages ins Lehrerzimmer marschiert ist und eine ziemlich schlechte Darstellung gegeben hat, wie ich in der Klasse stehe und verzweifelt versuche Ruhe zu bekommen. Er äffte mich mit hoher Stimme nach und redete mit Händen und Füßen. Alle Lehrer fanden das ultra witzig und er fand sich selbst am Allerbesten. Mag sein, dass er das nicht böse gemeint hat, mag sein, dass es zwar eine ganz nette Unterhaltung für die Anderen war, aber mich hat das in dem Moment einfach nur fertig gemacht und ich war kurz davor einfach die Schule zu verlassen und heim zu gehen. Aber naja, das hätte mich wohl kaum weiter gebracht.
Auch wie die Examinations abliefen war einfach unorganisiert. Mir wurde ein Datum genannt, wann diese Prüfungen, welche eine Woche dauern sollten, beginnen würden. Tatsächlich haben sie dann eine Woche früher begonnen, ohne dass mir jemand etwas gesagt hatte.
Ich wurde nur eines morgens total doof von einem Lehrer angemacht, dass die English examinations, welche ich vorbereiten musste, gefälligst bis zum nächsten Tag bei ihm auf dem Tisch liegen sollten. Ich hatte dreimal gefragt bis wann ich sie haben muss und habe es dann schlichtweg nicht eingesehen, dass ich sie innerhalb von einem Tag vorbereiten sollte, nur weil mir niemand mitgeteilt hatte, dass der ganze Spaß eine Woche früher beginnen würde. Also habe ich ziemlich trotzig „nein“ gesagt. Hier sind die Männer es nicht gewohnt, dass man ihnen widerspricht. Das hat man deutlich gemerkt, denn daraufhin begann er mich anzuschreien und hat mich auf Kiswahili ziemlich zusammengestaucht. Er meinte, dass er das auch erst soeben erfahren hätte und hat mir alle möglichen Ausreden aufgetischt, wieso er mir das nicht früher mitteilen konnte. Hat alles nicht gestimmt, ich habe eine meiner Freundinnen an der Schule gefragt und diese meinte, dass es alle auf einem Meeting bereits zwei Wochen zuvor erfahren hätten. Zum Glück hat mich zu dieser Zeit meine Schwester Lisa gerade besucht.  sie hat es geschafft mich wieder seelisch aufzubauen.

Lisa war einen kompletten Monat hier in Tansania. Zuerst hat sie zwei Wochen in Singida bei meiner Gastfamilie gewohnt und ist jeden Tag mit in die Schule und nachmittags mit ins Children Center gegangen. Dadurch hat sich einen ziemlich guten Einblick in mein alltägliches Leben bekommen. Die anderen beiden Wochen sind wir dann noch gereist.
Da ich in diesem Blog aber nicht schon wieder von einer Reise berichten will (schließlich reise ich nicht nur), lasse ich das erst mal weg.
Nachmittags gehe ich nach wie vor 3x die Woche ins Center. So langsam habe ich dort meinen Platz gefunden, auch wenn ich nicht immer riesige Lust habe hinzugehen. Es ist nämlich so, dass mein Mitfreiwilliger János seit ca. 2 Monaten nicht mehr hingeht. Zum einen hat er mehr in der Schule zu tun, als letztes Jahr und zum anderen war auch nicht mehr die Motivation da, was ich aber sehr gut verstehen kann und mir im Endeffekt nicht anders geht. Die Aufgaben, die wir dort ausführen, können jederzeit durch eins der ca. 500 Kinder, die regelmäßig kommen ersetzt werden. Das ist auch der Fall, wenn man mal nicht kommt. Im Grunde ist das ja nichts schlechtes, aber man fühlt sich nicht so wirklich gebraucht. Am Anfang dachte ich noch, ich könnte dort unter anderem mit den Kindern spielen. Aber es gibt dort einen Spielplatz und die Kinder spielen miteinander oder beschäftigen sich mit sich selbst, sodass man eher das Gefühl hat, man würde sie stören, wenn man eingreift. Also spiele ich inzwischen nicht mehr mit den Kindern, dafür habe ich die Essensausgabe alleine übernommen und mache danach noch die Küche sauber. Das ist okay. Es ist nicht der große Spaß, aber es ist in Ordnung. Die Mitarbeiter dort mag ich total gerne und sie freuen sich jedes Mal aufrichtig und herzlich wenn ich da bin. Darum habe ich mich wohl auch verpflichtet gefühlt, weiterhin hinzugehen. Zum anderen ist es auch so, dass ich nachmittags nicht so gerne daheim bin. Ich habe meine Gastfamilie zwar gerne, aber als Frau setzt man sich dann nicht nachmittags einfach mal ne Runde ins Zimmer und chillt. Die Rolle der Frau ist hier in Tansania ziemlich genau definiert. Sie ist diejenige, die hier teilweise bis zu 18 Stunden am Tag arbeitet, kocht, putzt, wäscht, die Kinder aufzieht usw.
Da kommt es einfach nicht gut, wenn ich mich auf mein Zimmer verziehe, auch wenn ich schon den dreiviertel Tag in der Schule und im Center war. Da wird dann 5x angeklopft und gefragt ob ich schlafe und wann ich denn raus komme. Außer ich habe Besuch da, dann nicht.
Ich glaube auch hier, dass das keinesfalls böse gemeint ist. Es ist einfach nur nicht normal, dass man sich als Frau zurück zieht. Ich sehe ja ein, dass ich hier im Haushalt meinen Beitrag leisten soll, da habe ich auch absolut kein Problem damit. Abends helfe ich auch immer in der Küche. Aber wenn ich nachmittags heim komme und meine Gastmama schon draußen in der Küche sitzt und ein paar Blätter schnippelt, dann gibt es für mich nichts zu tun, außer daneben zu sitzen. Das muss man dazu sagen, ist hier aber auch vollkommen in Ordnung und normal. Sie sind dann schon zufrieden damit, wenn ich halt daneben sitze. Aber ich persönlich empfinde das so als Zwang Ich mag es nicht so gerne, einfach mal zwei Stündchen daneben zu sitzen und nichts zu tun. Und ich muss hier ehrlicherweise sagen, dass ich das darum auch schon ziemlich lange nicht mehr gemacht habe. Ich gehe nach dem Center eigentlich immer zu János. Bei János ist alles so entspannt und dort stört es niemand, wenn ich da mein Mittagsschläfchen mache. 
Also habe ich auch dafür eine Lösung gefunden. Manchmal fühle ich mich deswegen etwas schlecht, weil ich schließlich auch nicht will, dass meine Gastfamilie denkt, dass ich nur bei ihnen schlafe und esse sozusagen.
Es ist auch so, dass ich meinen Gastpapa als extrem launisch empfinde. Manchmal ist er total lieb, freundlich und offen, er hilft mir dann meinen Unterricht, den ich inzwischen auf Swahili abhalte, zu korrigieren und wir haben interessante Gespräche. Aber dann ist er zwei Sekunden später knurrig und schaut mich an, als würde er mich auffressen, wenn ich noch ein bisschen mehr Salz in mein Essen tue, oder mich weigere mir mehr Reis zu schöpfen. Erst gestern habe ich zu János gesagt, dass ich mich manchmal fühle, als wäre ich mit einem Stier in der Arena. Ein ziemlich übertriebener Vergleich, aber manchmal fühle ich mich wirklich so. Da merke ich ganz genau, dass er am liebsten lauter werden würde, sich aber extrem zusammenreißt und mich eine Minute lang dann einfach nur böse anschaut. Selbstverständlich schaue ich da aber nicht hin, denn dann sagt er tatsächlich was. Wie gesagt, ich will nicht dass ihr ein schlechtes Bild bekommt. Man muss es ja so sehen, dass er es einfach gewohnt ist, dass Frauen ihm gehorchen, denn er ist der Mann. Zudem ist er schon älter (68), sodass im durch das Alter nochmal zusätzlich Respekt gezollt wird. In diesem Fall bin dann eben ich der kleine Störenfried, der sich widersetzt, da brauche ich mich eigentlich nicht zu wundern, wenn er nicht immer ausgeglichen und freundlich zu mir ist. Inzwischen komme ich auch gut mit diesen Launen klar. Am Anfang hat mich das alles immer ziemlich fertig gemacht, aber inzwischen denke ich mir eher sowas wie: Ganz ruhig, der kriegt sich schon wieder ein. Und so ist es ja auch.
Gestern fragte mich meine kleine Gastschwester Happy ganz verwirrt: „Anne, wieso machst du eigentlich immer alles so schnell?“ Und ich dachte ernsthaft, ich hätte mich inzwischen etwas angepasst. Hier ist eben alles ein bisschen Polepole (langsam). Ich versuchte ihr zu erklären, dass es wohl daran liegt, dass in Deutschland einiges nach Zeit läuft und die Menschen dort darum nicht so eine Polepole Einstellung haben. Das fand sie ziemlich witzig.
Meine Gastmama fragte mich letztens, ob es in Deutschland eigentlich keinen Wind gäbe. Diesmal war ich diejenige, die verwirrt nachfragte, was sie denn damit meinen würde. Daraufhin meinte sie: Weil bei dir die Türen beim zumachen immer so knallen. Es ist so, ich wohne zwar in einem Haus, das für die Maßstäbe hier echt groß und gut gebaut ist, aber dennoch zieht es ziemlich durch die Fenster, bzw. eher durch die Ritzen um die Fenster drum rum. Wenn man beim schließen der Türe nicht dagegen hält, dann klatscht sie ziemlich laut zu. Und es stimmt, ich bin wirklich nicht gerade das, was man leise nennen kann. Meine Gastmama meinte, dass mein Gastpapa diesen Krach nicht mögen würde, und dass ich darum die Türen doch bitte leiser schließen sollte.

Ich habe euch doch mal erzählt, dass ich anfangs regelmäßig joggen gegangen bin. Da habe ich ja auch beschrieben, wie mir die Kinder hinterhergerannt sind und die Leute Fotos gemacht haben oder mich filmten usw. Jedenfalls ging mir das alles so dermaßen auf den Sack, dass ich das Joggen irgendwann aufgehört habe. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, das Sport für die Menschen hier wohl ein Fremdbegriff ist. Doch da habe ich mich gewaltig getäuscht, zumindest was die jüngeren Generationen betrifft. Sie gehen nur eben nicht joggen. Doch wenn man nachmittags/abends so durch die Straßen läuft spielen Kinder und junge Erwachsene überall Fußball. Das ist hier echt ziemlich beliebt. János und ich sind durch zwei andere deutsche Mädels an eine Basketballmannschaft gekommen. Es gibt hier auch ein paar Basketballplätze, die einigermaßen betoniert sind und auch Körbe haben. Dort dürfen wir freundlicherweise mitspielen. Ich muss sagen, dass ich das echt sehr nett von den Jungs fand. Besonders deswegen, weil ich es wirklich nicht kann und wahrscheinlich immer eher im Weg stehe als was zu bewirken. Aber sie haben uns total kameradschaftlich aufgenommen.

Jetzt möchte ich euch noch ein paar Dinge erzählen, die nicht unmittelbar mich betreffen.
Zunächst möchte ich über die Familienkonstellationen hier sprechen. Denn oftmals leben hier Menschen unter einem Dach zusammen, die nicht zwingend miteinander verwandt sind. Nehmen wir beispielsweise meine Gastfamilie. Hier leben Mama und Baba (meine Gasteltern), das Hausmädchen Juliana (16 Jahre alt) und meine kleine Gastschwester Happy (9 Jahre alt). Und zu guter Letzt ich. Weder Happy, noch Juliana, noch ich sind auch nur ansatzweise mit meinen Gasteltern verwandt. Happy wohnt hier nur, weil sie in Singida zur Schule geht. Sie kommt aus einem kleinen Dorf, welches zu weit weg ist. Juliana lebt hier, weil sie eben den Haushalt macht.  Meine Gasteltern haben dennoch fünf eigene Kinder. Die Jüngste davon ist 20 und geht auf ein Internat. Die anderen haben teilweise schon ihre eigenen Familien gegründet und leben in ihren eigenen Häusern. Einer ihrer Söhne ist mit einer echt lieben und tollen Frau verheiratet. Sie wird nur Mama Heri genannt, weil eines ihrer Kinder Heri heißt. Bei Mama Heri leben noch viel mehr Menschen unter einem Dach. Sie selbst hat vier Söhne. Dazu kommen noch 3 junge erwachsene Männer, die in der
Stadt in ihrem Laden arbeiten. Dann noch ein Hausmädchen mit ihrem Kind und ein kleiner Junge, dessen Eltern sich seine Versorgung nicht richtig leisten können. Ich habe Mama Heri mal gefragt, ob diese Menschen denn dafür bezahlen, dass sie bei ihr wohnen dürfen. Die Antwort war Nein.  Man muss dazu sagen, dass Mama Heri und ihr Mann recht reich sind. Mich haben Mama Heris Worte dennoch beeindruckt, denn sie meinte: „Weißt du, wir haben die Mittel dazu, diesen Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten und ihnen was zu Essen zu kochen. Wer die Mittel hier dazu hat, der macht das auch.“ Das finde ich ziemlich schön und großzügig. Und mir kam der Gedanke, dass solche Familienkonstellationen in Deutschland undenkbar wären.

Ein weiterer Punkt den ich ansprechen möchte, ist die Kleidung hier.
Wenn ihr an Tansania denkt, habt ihr sicherlich zunächst viele bunte Stoffe und farbenfrohe Gewänder im Sinn. Und diese sind auch durchaus vorhanden, keine Frage. Aber die meisten Menschen hier tragen gebrauchte Kleidung, die in Europa oder den USA aussortiert wird. Aussortierte und gespendete Kleidung wird also nicht nur karitativen Zwecken zugeführt, sondern beispielsweise in Tansania kommerziell verwertet.
Das Ganze begann aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in den 1980er Jahren.  Ab diesem Zeitpunkt konnte die Textilproduktion in Tansania nicht mehr die Nachfrage decken. Veraltete Maschinen, schlechte Textilqualität, Stromabschaltungen und immens hohe Produktionskosten trieben das Land dazu, auf gebrauchte Kleidung aus dem Westen auszuweichen. Heute deckt der überwiegende Teil der Bevölkerung seinen Kleidungsbedarf mit Secondhandware.  Die Altkleider werden in die entlegensten Dörfer gebracht und sind somit flächendeckend in Tansania erhältlich.
In Moshi war ich einmal auf so einem großen Altkleidermarkt. Dort bekommt man wirklich alles.
Jacken, Hosen, Pullis, T-Shirts, Schuhe, Taschen, Rucksäcke, Schmuck, Jeans usw.
Der Markt war riesig und selbst nach einer Stunde war ich noch lange nicht überall gewesen. Die Kleidung wird zu wahnsinnig niedrigen Preisen angeboten. Auf kleineren Märkten in den Dörfern, bekommt man beispielsweise ein T-Shirt für umgerechnet  20 Cent. Für die Menschen hier, sind diese billigen Kleider ein Segen, da sie es sich schlichtweg nicht mehr leisten können, traditionelle Gewänder aus einheimischen Stoffen anfertigen zu lassen. Doch darunter leidet sehr die Zunft der Schneider. Als ich hier ankam, dachte ich mir, wie billig es doch sei, sich Dinge schneidern zu lassen. Man zahlt gerade mal 5-7 Euro, für einen Maßgeschneiderten Rock oder ein Oberteil. In unseren Ohren ist das echt nicht viel. Doch wenn ich mir die Gehälter anschaue, dann wundert es mich nicht, dass sich die Menschen das immer weniger leisten können. Beispielsweise ein Grundschullehrer verdient um die 300 000 Shilling pro Monat. Das sind gerade mal 150 Euro. Wenn man nun noch eine Familie zu versorgen hat, Miete, Strom, Wasser, Essen usw bezahlen muss, dann bleibt da sicher nicht mehr all zu viel Übrig.

So ihr Lieben, das wars jetzt Erstmal. Hoffentlich folgt bald wieder ein Eintrag, ich geb mir Mühe!

Montag, 19. Januar 2015

Heiligabend im Bus, mit einem Hauch von Kotze in der Luft

In diesem Blog geht es ausschließlich um unsere dreiwöchige Reise. Machts euch bequem, es dürfte ein bisschen brauchen.
Am 03.12 brachen wir mit dem Bus auf nach Dodoma, der Hauptstadt von Tansania. Auf den letzten Drücker bekamen wir unser Reciept. Dieses brauchten  wir, da wir Tansania verlassen wollten, um nach Sambia zu reisen. Da wir aber alle noch kein verlängertes Visum bekommen haben, weil es scheinbar zu schwer ist, ein solches innerhalb von fast vier Monaten auszustellen, bekamen wir einen Wisch, der bestätigte, dass wir die Kosten für ein Jahresvisum bereits beglichen hatten und dass alles schon im Prozess sei. Wir hofften, dass   dieser Zettel reichen würde, um wieder ins Land zu kommen und brachen frohen Mutes auf.
„Wir“ bedeutet übrigens János, Anika, Michael, Louisa und ich.
Wir sind sehr ungeplant an unsere Reise ran gegangen. Louisa und Anika hatten beide einen Reiseführer dabei, die leider aber von 2011 waren. Auf dem Weg in die jeweilige Stadt haben wir im Bus nach Unterkünften gesucht, die unserem Budget entsprachen. Heißt also, so billig wie möglich. Doch auf diesem Wege fällt man ganz schön oft auf die Schnauze. So auch direkt in Dodoma. Wir nahmen ein Taxi vom Busbahnhof und ließen uns in besagtes Hotel bringen.  Dort fragten wir  einige Umstehende, wo denn die Rezeption sei. Leider gab es diese nicht. Das besagte Hotel war inzwischen nämlich kein Hotel mehr. Nur Schüler einer bestimmten Schule durften dort noch übernachten.  Etwas betröpelt standen wir da. Das Taxi war weg und wir irgendwo etwas außerhalb. Also gleich mal wieder den Reiseführer ausgepackt und weiter gesucht. Zwei nette Mädchen führten uns zum nächsten Hotel. Leider wussten sie dann doch nicht so genau, wo es nun ist, sodass wir mitsamt unseren riesen Backpacker Rucksäcken noch eine weitere halbe Stunde durch die Hitze geirrt sind. Nach einem weiteren Fehlversuch in einem Hotel das uns allen zu teuer war, fanden wir schließlich eine nette Bleibe. Wir bekamen zwei Zimmer, dort herrschte Geschlechtertrennung, da es irgendein katholisches Center war. Wir nutzten es direkt aus in einer Großstadt zu sein und gingen erst mal groß Chinesisch Essen. Ansonsten gibt es über Dodoma nicht so viel zu berichten. Ich hätte erwartet, dass in der Hauptstadt eher der Bär steppt, aber dies war definitiv nicht der Fall. Anika ließ sich dort für mehrere Stunden Rastas flechten. Diese Prozedur hatte ich bereits am Tag vor der Reise hinter mich gebracht. Ich saß geschlagene sechs Stunden in einem Salon während zwei Damen mich munter auf Swahili voll quatschten und dabei oftmals etwas schmerzhaft an meinen Haaren rum zerrten und gefühlte drei Kilo Kunsthaar einarbeiteten.  Anfangs hätte ich mein Aussehen mit den Rastas gegebenenfalls als interessant bezeichnet, aber während der Reise habe ich sie richtig lieben gelernt.
Genug von Dodoma. Am nächsten Tag sind wir weiter nach Iringa gefahren. Dort ging das gleiche wieder von vorne los. Ewige Suche nach einer Unterkunft, da es die meisten beschriebenen Unterkünfte und auch oft Restaurants, die im Reiseführer empfohlen werden, einfach nicht mehr gibt. In Iringa legten wir dann auch erstmal einen Chillertag ein, wir mussten uns schließlich erholen nach 2 Tagen Reise. Von Iringa aus starteten wir dann eine Zweitägige Safari in den Ruaha Nationalpark, der ca. 120 Kilometer von Iringa entfernt ist. Wir buchten einen richtigen Jeep mit einem Guide und los gings. Ich muss sagen, die Safari war einfach nur super! Wir haben so viele Tiere gesehen. Giraffen, Elefanten, Impalas, Zebras, Warzenschweine, Löwen, Nilpferde, Geparden, Affen, Kudus, Schakale, Hyänen, alles war dabei. Und das tollste war einfach die Nähe, aus denen man die Tiere beobachten konnte. Ich werde mich, glaube ich, jedes mal komisch fühlen wenn ich jetzt in einen Zoo gehe.
Im Park haben wir dann auch übernachtet. Wir waren alle zusammen in einer sechser Hütte untergebracht. Als wir abends in diese Hütte laufen wollten, die Gerade mal 20 Meter vom Haupthaus entfernt war, sagten einige Parkwächter, wir sollten kurz warten, man würde uns begleiten. In dem Moment fand ich das sehr witzig, da ich mir dachte, dass wir wohl 20 Meter auch alleine hinter und bringen könnten. Doch wir warteten, zu unserem Glück! Direkt vor dem Eingang unserer Hütte lag eine ca 1,5 Meter lange Schlange, die laut den Wächtern ziemlich giftig war. Die Männer wollten die Schlange töten, indem sie Steine auf diese warfen. Leider ging der Plan  nicht ganz auf. Die Schlange starb nicht, sondern verzog sich nur wütend ins Gebüsch und war nun angestachelt. Daraufhin bearbeiteten die Männer auch noch den Busch. Zum Glück ließ sich die Schlange nicht nochmal blicken. Auf der Safari habe ich gefühlte tausend Bilder gemacht, von denen ich hier hoffentlich ein paar anhängen kann!












 


















































Wir kehrten also am zweiten Tag wieder zurück nach Iringa und von dort ging es mit dem Bus weiter nach Mbeya, ganz im Süden von Tansania. An dieser Stelle möchte ich kurz mal erläutern, wie es an einem Tansanischen Busbahnhof zugeht. Sobald aus dem Bus steigt wird man fast überrannt von den Taxifahrern, die dich zwingend in ihr Taxi schleifen wollen. Besonders bei Weißen ist das auch nochmal ein ganzes Stück extremer. Als nächstes kommen Leute, die dir irgendeine „wundervolle und ganz ganz billige“ Unterkunft andrehen wollen. 
Und zuletzt findest du ungewollt ganz viele neue Freunde, die dich sofort an quatschen weil du weiß bist. Herrlich. So verdoppelte sich an manchen Busbahnhöfen unsere Gruppe von fünf Personen manchmal innerhalb von 30 Sekunden auf zehn. Auch das Ticket kaufen war eine Sache für sich. Es gibt ziemlich viele unterschiedliche Busgesellschaften. Da muss man dann zunächst raus finden, welche denn an den gewünschten Ort fährt. Doch da wir keine Einheimischen sind, hatten wir natürlich wenig Ahnung davon, welche Busse gut und welche scheiße sind. Man kann sich natürlich von einem sehr hilfsbereiten Einheimischen helfen lassen, der dann aber am Abschluss durchaus mal ein Entgeld für seine Hilfe verlangt. Während du also schwer bepackt mit deinen Rucksäcken durch die Menschenmenge pflügst, nebenher aufpasst, dass du nicht beklaut wirst und niemanden aus der Gruppe verlierst, wirst du auch noch ständig von irgendwelchen Händelrn angehalten, die dir ihre Ware aufdrängen wollen. Natürlich immer zum „Mzungu“-Preis. Ihr seht schon, die Bahnhöfe waren nicht gerade das Gelbe vom Ei. Auch die tansanischen Busse waren häufig ohne Beinfreiheit oder Platz für die Schultern. Beispielsweise in der vierstündigen Busfahrt von Iringa nach Mbeya hatte ich so wenig Platz, dass mein einer Arm die komplette Zeit über aus dem Fenster hängen musste, da für János und mich auf zwei Sitzen einfach zu wenig Platz war. Leider war es ein Schiebefenster, sodass meine Vordersitzerin, welche die ganze Zeit das Fenster schließen wollte, mir häufig den Arm eingeklemmt hat. Aber man erwartete recht bald keine guten Busse mehr und freute sich umso mehr, wenn der Bus dann mal super war.
In Mbeya angekommen, waren wir irgendwie alle halb verhungert, sodass wir uns wieder ein Ort zum Essen suchten. An dieser Stelle muss ich sagen, dass wir es sehr ausnutzen auf der Reise, dem tansanischen Essen mal für eine Weile zu entgehen. Ganz zum Verdruss von János, der, wann immer es ging, tansanisch aß.
Am Tag nach der Ankunft wanderten wir auf den zweithöchsten Berg dort, der um die 2500 Meter hoch war. Als wir losgingen schien noch die Sonne. Als wir nach ca 3 1/2 Stunden oben ankamen, war der Himmel zugezogen und es donnerte.
Man sollte denken, dass wir inzwischen alt genug sind, um alles wichtige mit auf eine Wanderung mitzunehmen. Dennoch war Michael der einzige, mit einer Regenjacke. Anika und ich froren erbärmlich und versuchten uns zu zweit in ein dünnen Tuch zum mummeln. Aber alles half nichts. Nachdem wir oben unser Essen ausgepackt hatten, mussten wir leider etwas verbittert feststellen, dass uns ein bereits schimmelndes Brot verkauft worden war. Wenigstes zog sich das Festmahl dadurch nicht all zu lange hin, sodass wir schon  bald wieder den Rückweg antraten. Trotz allem war die Wanderung und die Aussicht wirklich lohnenswert! In Mbeya stießen dann auch Gunter und Nathan zu unserer Gruppe. Leider ging Nathans Gepäck auf einer Busfahrt verloren. Es wurde auf das Dach geschnallt und ist dann einfach runter gefallen, ohne dass es jemand bemerkte. Doch der nachfolgende Bus sammelte das Gepäckstück netterweise auf, sodass Nathan es wo abholen konnte. Doch das Abholen zog sich ewig hin, sodass wir anderen schon mal Essen gingen. Wir bekamen unser Essen erst gegen 21 Uhr und wir waren auch die einzigen Gäste. Während wir noch aßen machte sich das Küchenpersonal bereits auf den Heimweg. Wir wussten, dass Nathan und Louisa auch mächtig Hunger hatten und noch nachkommen wollten und fragten somit den Kellner, ob denn da gerade wirklich der Koch schon gegangen sei. Dieser bejahte. Daraufhin erzählten wir unser Problemchen und der Kellner sagte wir sollten warten. Dann eilte er dem Küchenpersonal hinterher und holte es tatsächlich zurück. Wegen zwei Leuten. So was nettes! Somit kamen dann Louisa und Nathan auch noch zu ihrem Essen.

Von Mbeya wollten wir dann einen Zug bis nach Kapiri Mposhi (in Sambia) nehmen.
Nathan, der die Tickets reserviert hatte, meinte, dass ihm gesagt wurde, dass wir um sieben Uhr am nächsten Morgen am Bahnhof sein müssten. Da wir nicht sicher waren wie weit dieser weg war, gingen wir vorsorglich etwas früher los. Um Punkt 6.45 Uhr standen wir also vor dem Bahnhofsgebäude. Leider vor verschlossenen Türen. Geschlagene 2 Stunden warteten wir, bis ein Junge kam und das Gebäude überhaupt aufschloss.  Dabei sollte unser Zug um 8.40 Uhr abfahren. Das Witzige war, dass das Ticketoffice auch noch gar nicht geöffnet hatte. Langsam kamen dann noch ein paar weitere Fahrgäste, aber das hielt sich anfangs sehr in Grenzen. Irgendwann um 9.30 Uhr öffnete dann das Ticketoffice. Dort wurde gesagt, dass der Zug etwas Verspätung hätte. Also warteten wir weiter. Unsere Tickets wurden uns allerdings noch nicht verkauft. Genaue Gründe konnten dafür aber auch nicht genannt werden. Irgendwann gegen 11 Uhr fragten wir nochmal nach, wann denn der Zug endlich kommen würde. Da wurde uns mitgeteilt, dass dieser sicherlich nicht vor 17 Uhr eintreffen würde. Also beschlossen wir nicht weiter im Gebäude zu warten, sondern raus zu gehen.
Inzwischen hatte sich sowohl das Bahnhofsgebäude, als auch der Vorplatz mit Menschen gefüllt. Es war eine richtige kleine Party, dass der Zug kam. Draußen bauten Händler ihre stände auf, Frauen begannen Mittagessen zu kochen, welches sie verkauften und überall sprangen Kinder umher. Wir pflanzten uns mitsamt unseren Gepäckstücken unter einen Baum und spielten stundenlang Karten. Dann teilten wir uns in Grüppchen auf, sodass jeder mal Mittagessen gehen konnte. Natürlich waren wir sofort von einer Gruppe Kinder umringt, die uns beim Kartenspielen zuschauten. So verging der Nachmittag auch und eigentlich war es recht entspannt. Gegen 16.30 Uhr gingen wir wieder in die Bahnhofshalle, um endlich unsere Tickets zu kaufen. Doch auch diesmal bekamen wir sie nicht. Erst als der Zug eine weitere Stunde später schließlich eintraf und schon 10 Minuten am Bahnsteig stand, hat man uns die Tickets verkauft. Ich glaube, der Officer war sich bis zu diesem Moment selbst nicht ganz sicher, ob der Zug überhaupt kommen würde.
Wir bezogen unsere beiden Schlafabteile und gegen 18.30 Uhr fuhr der Zug dann  SCHON los.
Der Zug fuhr bis zur Grenze nach Sambia. Dort mussten wir aussteigen und in einen anderen Zug umsteigen. Gegen 22.30 Uhr trafen wir an der Grenze ein. Natürlich war dort noch kein anderer Zug. Aber wir mussten sowieso erst mal ein Visum erwerben. So wurden wir mit vielen anderen Weißen in  einen Raum  gesteckt, in dem wir warten sollten. Es hieß schließlich, dass die Beamten „sasa hivi“ eintreffen würden. Was soviel heißt, wie „jetzt sofort“.
Nachdem wir dort eine weitere Stunde herum saßen beschlossen wir uns, den Abend mit etwas Alkohol zu versüßen, den wir uns in weiser Voraussicht im Zug bereits gekauft hatten.
Wir setzten uns also raus und begannen munter Trinkspiele mit Karten zu spielen. Ich  muss sagen, ohne an dieser Stelle wie eine Alkoholikerin zu klingen, dass hat tatsächlich die ganze Warterei in ein sehr erträgliches und lustiges Ereignis verwandelt. Gegen 2 Uhr nachts kamen die Beamten endlich und alle im Raum befindlichen Menschen bekamen ein Visum.
Inzwischen war der andere Zug eingetroffen, der uns bis nach Kapiri Mposhi bringen sollte. Das Personal sollte den Zug reinigen und die Betten in den Schlafabteilen frisch beziehen. Doch leider leider war das Personal zu betrunken, sodass die wenigen noch arbeitsfähigen Kräfte eine Weile brauchten. Wir stiegen irgendwann ein uns mussten entsetzt feststellen, dass alle Schlafabteile belegt waren. Dabei hatten wir zwei volle Abteile bezahlt, sprich sogar für ein Bett zu viel bezahlt, da wir nicht mit so viel Gepäck mit einem Fremden im Zimmer schlafen wollten. Nathan suchten den ganzen Zug ab und fand schließlich noch ein leere Abteil. Immerhin eins, aber das war immer noch eins zu wenig. Ich wollte den Zugführer suchen, doch der war nicht auffindbar. Wir machten irgendwann den Putzfrauen ein bisschen Feuer unterm Arsch, da wir schließlich auch ins Bett wollten und ein Abteil brauchten. Nach einigem hin und her bekamen wir das auch. Was genau da abging haben wir nicht mitbekommen. Aber anscheinend musste eine farbige Familie das Abteil räumen. Wir haben uns furchtbar über dieses Verhalten aufgeregt und hätten es am liebsten sofort rückgängig gemacht. Bestimmt hatte die Familie auch ordnungsgemäß dafür bezahlt und wenn sie weiß gewesen wären, hätte man sie niemals ihres Abteils verwiesen. Ich hatte echt große Schuldgefühle, aber da wir die Familie nicht kannten konnten wir nichts mehr ändern.  Also bezogen wir das Abteil. Die Decken waren muffig und außer János hatte auch niemand ein Kissen, aber das war uns egal. Sofort schliefen wir ein.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, standen wir (wer hätte es gedacht) immer noch am Bahnhof an der Grenze. Wir stiegen also wieder aus und kauften uns vor dem Bahnhofsgebäude Frühstück und Mittagessen. Denn solange der Zug stand war die Küche nicht in Betrieb. Ich fragte eine Aufsicht am Bahnhof, wieso wir denn noch hier seien und was denn das Problem sei. Da antwortete diese ganz fröhlich: „There is no problem, we´re just waiting for customers.“ Auf meine Frage, wann wir denn ungefähr losfahren würden meinte sie: „In eleven hours.“ Ich war geschockt. In 11 Stunden sollte es erst weiter gehen?! Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass sie eigentlich um 11 Uhr meinte.
Wir spielten also wieder stundenlang Karten bis irgendwann eine nette Frau, welche zum Zugpersonal gehörte anklopfte, um uns mitzuteilen, dass sich unsere Weiterfahrt leider um eine halbe Stunde verzögern würde, da die Lokomotive ausgetauscht werden müsste. Man hätte da einen Fehler entdeckt als wir gerade losfahren wollten und der müsste nun zuerst behoben werden. Wir mussten ziemlich lachen, da der Zug zu diesem Zeitpunkt schon ca. 16 Stunden Verspätung hatte und man sich nun für eine halbe Stunde entschuldigte.
Gegen 14 oder 15 Uhr sind wir dann auch wirklich abgefahren.
Ansonsten gibt es nicht mehr viel von der Zugfahrt zu erzählen. Außer vielleicht, dass wir entdeckten, dass es eine Dusche gab, die wir alle sieben freudig nutzten. Danach war dann das Wasser alle.
Als der Zug dann fuhr war es echt ganz komfortabel. Wir hatten Betten (auch wenn sie etwas stanken), es gab wie bereits erwähnt eine Dusche, eine Bar und ein Speiseabteil. Daher war es dann nicht so schlimm nochmal weitere 19 Stunden oder so dort zu verbringen.

Mit fast einem kompletten Tag Verspätung kamen wir schließlich in Kapiri Mposhi an. Doch hier wartete direkt das nächste Problem auf uns. Man wurde nur aus dem Bahnhofsgebäude raus gelassen, wenn man das Ticket vorzeigte. Wir hatten nur ein Ticket für sieben Menschen bekommen. Aber wo war dieses verflixte Ticket nur? Bereits während der Zugfahrt wurden wir schon ca. 3x kontrolliert, und das Ticket wurde hin und her gereicht, darum hatten wir keine Ahnung mehr, wer es als letztes hatte. Wir durchsuchten alle unsere Geldbeutel und sämtliche Jacken- und Hosentaschen. Doch das Ticket blieb verschwunden. Anika und ich rannten zurück in den Zug, der noch am Bhf stand und durchsuchten unsere beiden Abteile von oben bis unten. Das Ticket war unauffindbar. Die Bahnhofsaufseher meinten, dass wir ohne Ticket nochmal den kompletten Preis zahlen müssten. Das haben wir aber nicht eingesehen, da wir samt Passnummern und Ticketnummer in einem Verzeichnis aufgeschrieben worden waren. Während die anderen mit den Leuten am Ausgang diskutierten, bin ich in die Bahnhofshalle gerannt und habe dort nach einigem hin und her den Schaffner gefunden und ihm unser Problem erklärt. Dann wurde eine große Holzkiste ausgepackt mit einem Stapel von Büchern, in denen alles notiert war. Schließlich fanden sie unsere Namen und der Schaffner wollte mir jemand mit zum Ausgang schicken. Doch als wir dort ankamen, hatten die anderen bereits mit der netten Dame vom Zugpersonal gesprochen, die auch unser Ticket kontrolliert hatte. Diese half uns und wir kamen frei.
Leider waren nun alle Dalla Dallas schon weg. Somit liefen wir zum Busbahnhof, in der Hoffnung, am selben Tag noch einen Bus nach Lusaka oder gar Livingstone zu bekommen.

Wir fanden durch die Mithilfe von zwei netten Frauen einen Bus nach Lusaka und stiegen ein.
Ich muss sagen, dass Lusaka (Hauptstadt von Sambia) ein echter Kulturschock für uns war. Viele Autos, Menschen, riesige Einkaufsmalls und überall Werbung!! In Tansania wird vielleicht höchstens für Coca Cola, Airtel oder Vodacom geworben, aber das wars dann auch. Lusaka kam uns in dem Moment vor, wie eine andere Welt.
Da nichts mehr nach Livingstone fuhr buchten wir unsere Tickets für den nächsten Tag und machten uns auf die Suche nach einem Hostel. Beim dritten Anlauf fanden wir eins. Doch wir wollten auf jeden Fall nochmal zurück in die Stadt, um was zu essen. In einer Kette namens „Pizza-Inn“, so was wie McDonalds nur mit Pizza, wurden wir fündig. Danach schauten wir noch in eine riesen Einkaufsmall. Dort fanden wir sogar ein Kino. Total begeistert suchten wir uns die gewünschten Filme aus. Für gerade mal vier Euro landeten wir in einem hyper modernen, viel zu sehr klimatisierten, riesigen Kinosaal. Anika, Michael und ich schauten uns „Mockingjay“ an. Selbstverständlich auf Englisch. Es liefen auch zwei indische Filme und somit wurde das Kino plötzlich von einer Gruppe von Indern überspült. Anscheinend sind die hier ganz groß im Geschäft.

Von Lusaka ging es dann am nächsten Tag weiter nach Livingstone. Und ich muss sagen, dass ich die sambischen Busse um einiges besser fand, als die tansanischen. Endlich wieder Beinfreiheit! Nach Livingstone fuhren ziemlich viele Weiße, ist halt doch ein sehr touristischer Ort.
Livingstone war super. Nathan hatte uns eine schöne Unterkunft ausgesucht, mit einem Pool, der umgeben war von Mangobäumen, von welchen jeden Tag saftige, reife Mangos herunter fielen, die man sich nehmen durfte. Zudem gab es eine Gemeinschaftsküche, die wir alle zusammen eifrig nutzten, gemütliche Sitzgelegenheiten und WLAN.
Janne, ein Mitfreiwilliger aus Kapstadt kam auch noch, um gemeinsam mit uns ein paar Tage Urlaub zu machen. Wir verbrachten den Tag am Pool und tranken abends wieder gemütlich ein Gläschen, als wir von irgendwo Musik hörten. Die Jungs waren fest entschlossen, dass wir dort nun hin müssten. Anika und ich jeweils schon in Schlafi und Jogginghose ließen uns irgendwann auch überreden. So zogen wir fröhlich die Straße entlang bis zur Musik. Leider landeten wir vor einem verschlossenen Tor. Wir wollten nur kurz rauf klettern, um einmal drüber zu schauen, da machte uns ein Wächter auf. Wir waren zwar etwas erstaunt, aber traten ein. Wir landeten im Garten einer Villa, in der viele Männer tranken oder im Pool saßen.
Wir hatten eine houseparty gecrasht und wurden sofort ziemlich unfreundlich von dem Besitzer vor die Tür befördert. Verständlich, auch wenn einiger der Männer meinten, wir könnten bleiben, wenn wir mit in den Pool kämen. Wieder auf der Straße liefen uns zwei Einheimische über den Weg, die wir nur kennenlernten, weil Gunter und János Früchte von einem wohl giftigen Baum probieren wollten. Diese beiden netten Jungs schleppten uns zum nächsten Club und so gingen wir noch eine Runde feiern. Dort lernten wir einige Weiße kennen, die allerdings gebürtige Sambier waren oder zumindest dorthin ausgewandert waren. Der schon geniale Abend endete mit einem Bad in einem riesigen, beleuchteten Pool einer edel Lodge. Da hatten diese Menschen wohl irgendwie gute Kontakte, denn diesmal durften wir bleiben. Anika und ich haben dann noch  ein ziemlich unmoralisches Angebot bekommen, dass wir in der Lodge bleiben dürften, solange wir jeweils die Zimmer mit einem, der bisher eigentlich ganz netten jungen Männer, teilen würden. Das war der Zeitpunkt an dem wir schließlich wieder zurück in unser Quartier aufbrachen.

Wie schon erwähnt ist Livingstone aufgrund der Viktoriafälle sehr touristisch, sodass man dort auch echt coole Sachen machen kann. An János 21. Geburtstag hatten wir die Devilspooltour gebucht. Der Devilspool befindet sich direkt vor dem Abgrund der Fälle. Außerhalb der Regenzeit ist die Strömung nicht ganz so stark, sodass man in diesen Pool rein kann. Selbstverständlich nur mit Guide. Doch es war aufregend und ein großer Spaß und mit Sicherheit nicht ganz ungefährlich. Bilder sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte, darum seht selbst:






 
















 




Nachmittags machten wir noch eine Radtour, um wenigstens einmal kurz den Fuß über die Grenze nach Zimbabwe zu setzen, und die Fälle noch von der anderen Seite zu sehen.
Zur Feier von János Geburstag kochten wir am Abend noch Lasagne und machten Burger. Am nächsten Tag hatte jeder die Aktivitäten gebucht, auf die er Lust hatte. Einige besichtigten den Park, machten Elefantenreiten oder Bungee jumping. Anika und ich machten gemeinsam den Gorge Swing.
Wir waren uns noch nicht so ganz sicher was auf uns zukommen würde. Als wir dort ankamen wurde uns erklärt, dass wir uns rückwärts auf die Plattform stellen müssten, natürlich angeseilt, und auf drei sollten wir uns einfach nach hinten fallen lassen.
Ich kann euch sagen, uns schlotterten die Knie. Etwas hysterisch unterschrieben wir, dass wir selbst die Verantwortung für unser Tun tragen und schon gings los. Gurte wurden uns angelegt, nochmals überprüft und festgezurrt und wir watschelten auf die Plattform. Da es ein Tandem George Swing war wurden wir mit Haken aneinander festgemacht und mussten jeweils noch den einen Arm umeinander legen.
Schließlich standen wir rückwärts am Abgrund der Schlucht. Auf drei ließen wir uns fallen. 53 Meter freier Fall, ein wahnsinns Gefühl! Unten kreischten wir noch ein bisschen weiter und schwangen in ausladenden Bewegungen ein paar mal hin und her durch die Schlucht. Und dann war der ganze Spaß  leider schon vorüber. Wir wurden abgeseilt und wanderten durch die wunderschöne Schlucht zurück zu dem Auto, dass uns nach Hause bringen sollte. Jedenfalls haben wir durch dieses Erlebnis echt Lust auf Bungee jumping bekommen, auch wenn das alles eigentlich wahnsinnig dumm und leichtsinnig ist.






 

















 So vergingen die Tage in Livingstone viel zu schnell und es nahte der Abschied, denn die Gruppe teilte sich auf.
János, Anika, Louisa und ich zogen weiter, und die anderen vier blieben noch zwei weitere Tage in Livingstone.
Da fragt man sich vielleicht wieso wir bereits los wollten. Tja, wir hatten die Hoffnung, in Lusaka Tickets für die Mv Liemba erwerben zu können, eine Fähre, die uns von Mpulungu nach Kigoma bringen sollte und über den Tanganykasee schippert. Diese Option hatten wir uns ausgesucht, um zum einen nicht nochmal ewige Busfahrt auf uns nehmen zu müssen und zum anderen um noch den See mitzunehmen.
Also brachen wir schweren Herzens auf. In Lusaka gab es allerdings keine Tickets für die Fähre und man teilte uns mit, dass es diese nur in Mpulungu zu kaufen gäbe. Auf Risiko fuhren wir also nochmal weitere 18 Stunden nach Mpulungu. Der Bus war furchtbar. Die Sitze zu klein, trotz geschlossener Fenster hat man die ganze Nacht gefroren, weil es zugig war. Zu allem Übel lief die komplette Nacht durch eine Art Gedudel von Musik. Und das in einer Lautstärke, dass an Schlaf kaum zu denken war.
Bereits nach zwei stunden gab es einen lauten Knall und nach einigen weiteren hundert Metern fiel dem Busfahrer auch ein, dass man vielleicht anhalten könnte, um zu schauen was los sei. Ein Reifen war geplatzt. Also alle raus aus dem Bus und der Ersatzreifen wurde ausgepackt. Hier kam es noch zu einer lustigen Begebenheit. So was wir Warndreiecke gibt es hier scheinbar nicht, darum wurde der geplatzte Reifen ein paar hundert Meter vor dem stehenden Bus auf der Straße platziert und es wurden große Wedel an Grünzeug hineingesteckt.
 János und Louisa liefen hin, um sich das ganze aus der Nähe anzuschauen, doch scheinbar war ihnen hier noch nicht bewusst, welchen Sinn dieser Aufbau hatte. Gut gemeint räumten sie den Reifen und die Wedel von der Straße. Sofort fuhren die kommenden Autos auf bis zum Bus und fingen an zu hupen, da sie nun aufgrund von schlechter Sicht nicht mehr überholen konnten. Also wurde der Reifen wieder flugs auf die Straße befördert. Nach einer Stunde fuhren wir dann weiter und kamen am nächsten Morgen in Mpulungu an.
Schnurstracks begaben wir uns zum Hafen, denn es hieß laut des Reiseführers, dass die Mv Liemba noch am selben Tag um 14 Uhr auslaufen sollte. Am Hafen angekommen schritten wir durch ein Tor und wurden nach unseren Pässen gefragt und wo wir denn hinwollten. Wir teilten dem Wachmann unseren Wunsch, Tickets für die Fähre zu kaufen, mit. Doch dieser meinte schlicht:“Nee, also die Mv Liemba fährt heute nicht.“
Es stellte sich heraus, dass die Fähre nun nur noch alles zwei Wochen fährt. Somit waren wir eine Woche zu früh oder eine Woche zu spät dran. Hier hatten wir dann alle so einen kleinen Tiefpunkt erreicht. Mpulungu war ein Kaff und wir hatten keine Ahnung, wie wir von dort wieder zur Grenze kommen würden. Nach den ganzen Strapazen der Fahrt hatten wir alle keine Lust mehr. Wir setzten uns erst mal in ein kleines Café, um zu frühstücken. Da wir keinen Plan hatten wie es weiter gehen sollte, blieben Louisa und János mit dem Gepäck dort sitzen und Anika und ich machten uns auf, eine Unterkunft zu finden und nach Bussen zu fragen, die zur Grenze fahren.
Am Bhf wurde uns mitgeteilt, dass es nur Dalla Dallas (Minibusse) bis zur Grenze gäbe, das würde allerdings 6 Stunden dauern... Wir kennen uns mit Dalla Dallas inzwischen aus. Die Dinger sind meistens furchtbar alt, vollgestopft bis unters Dach und unbequem und wenn man Pech hat, muss man stehen. Also entschieden wir uns gegen diese Möglichkeit. Ein netter Mann vermittelte uns einen Fahrer, der uns für einen hohen Preis mit dem Auto zur Grenze bringen würde. Als wir gegen den Preis protestierten, meinte er, er könne ihn nur senken, wenn wir dann statt zu dritt, zu fünft auf den drei Plätzen sitzen würden. Auch scheiße. Wir nahmen seine Nummer entgegen und wollten uns erst mal mit den anderen besprechen. Doch als wir zurück kamen saß ein weiterer Weißer an unserem Tisch. Dieser war gebürtiger Südafrikaner. Er meinte, dass er den Kapitän eines Containerschiffes kennen würde, welches am nächsten Morgen auslaufen würde. Zwar nicht wie gewünscht nach Kigoma in Tansania, sondern daran vorbei bis nach Bujumbura, der Hauptstadt von Burundi. Nach einigen Diskussionen einigten wir uns darauf, dass wir dieses Schiff nehmen würden. Also gingen wir Geld abheben und wollten es in Dollars umtauschen, da der Kapitän diese wollte. Die Banken hatten aber schon zu und somit hofften wir auf den nächsten Morgen. Wir mussten noch Vorräte kaufen für die beiden Tage auf dem Schiff, da wir uns dort selbst versorgen mussten. Das mag in deutschen Ohren sehr einfach klingen, aber ich kann euch sagen, hier ist es das nicht. Denn wenn es Essen gibt ist immer alles frisch und wird gekocht und zubereitet. Viele abgepackte Sachen? Fehlanzeige! Auch Brot gibt es hier nur dieses weiße labrige Toastbrot, das nach 2 Tagen hart ist.
Wir fanden in einem kleinen Laden schließlich weiße Bohnen in Tomatensoße. Von HEINZ, davon gibts ja auch Zeug in Deutschland, zum Beispiel HEINZ Ketchup. Dazu kauften wir uns Nudeln, in der Hoffnung dort wenigstens diese kochen zu können. Außerdem erstanden wir noch ein paar Mangos und etwas labriges weißes Brot und Literweise Wasser.
Nun konnte die Schifffahrt beginnen. Nach einigem häck mäck konnten wir dann am nächsten Morgen auch noch die Dollar wechseln und brachen zum Schiff auf.
Dort wurden wir gleich mal von ein paar Matrosen übers Ohr gehauen. Wir fragten nach unserem Zimmer und wurden von ihnen in ein kleines muffiges Kabuff geführt. Es gab jeweils zwei Stockbetten und uns wurde mitgeteilt, dass wir uns zu viert eins teilen müssten. Die Kajüte war echt eklig. Es war dreckig, hat gemüffelt, auf dem Boden lagen Tomaten, Zwiebeln und Karotten herum und die Betten waren richtig schmutzig. Aber wir fanden uns recht schnell damit ab und beschlossen eben viel Zeit an Deck zu verbringen.
Nachdem wir ausgelaufen waren, stöberten wir über das Deck und Anika und ich entdeckten neidvoll ein richtig schönes Zimmer, das sogar ein kleines Bad mit Dusche hatte. Wir fragten uns, wieso wir nicht auch so eins bekommen konnten. Wir wollten die Sache mit dem kleinen muffeligen Zimmer nicht auf uns sitzen lassen und gingen kurzerhand den nächstbesten Matrosen fragen. Dieser stellte sich als Elektriker heraus und fragte uns, was wir denn für das Zimmer zahlen würden. Es stellte sich heraus, dass dies sein Zimmer war. Wir konnten ihm einen scheinbar anständigen Preis nennen und er überließ es uns für zwei Tage. Überglücklich siedelten wir in den ersten Stock um. Das Zimmer war sogar direkt neben der Küche, sodass auch das Nudel kochen kein Problem war. Die Schifffahrt war traumhaft und tausendmal angenehmer als stundenlang Bus zu fahren. Außerdem ist es echt ein Erlebnis für sich den Sternenhimmel anzuschauen, nebenher kalte HEINZ Bohnen zu löffeln und das rauschen des Wassers zu hören.
Der Tanganyka See ist übrigens der längste See der Welt mit 700 Kilometern und mit knapp 1500 Metern auch der zweit tiefste. Laut Reiseführer jedenfalls. Wir haben ihn komplett überquert von Süden nach Norden. 


















 






















Am Morgen des zweiten Tages kamen wir in Bujumbura an. Wieder ein ewiges hin und her mit Visum und Impfpass zeigen, Fieber messen usw. und wir durften den Hafen verlassen.
Nachdem wir in Bujumbura eine Bleibe gefunden hatten, wollten wir zuerst an den  Busbahnhof um Tickets zu kaufen und direkt danach an einen Strand am See. Wir hatten alle vor, an Weihnachten wieder in den Gastfamilien zu sein. Somit wollten wir Tickets für den nächsten Tag, also für den 23. buchen. Doch leider gab es da keinen Bus, obwohl uns diese Tatsache auf dem Schiff mindestens 3x versichert wurde. Wir standen da und machten lange Gesichter. Der erste Bus würde erst wieder am 24. Morgens fahren und sollte 20 Stunden bis nach Singida brauchen. Was blieb uns schon anderes übrig? Wir buchten niedergeschlagen diesen Bus und fuhren weiter zum Strand. Leider setzte uns der Fahrer am erstbesten Strand ab, der direkt an der Stadt lag. Kein Mensch war im Wasser und überall nur Männer. Aber wir hatten uns in den Kopf gesetzt zu baden, wenn wir nun schon da waren. Wie hätten wir auch ahnen können was geschehen würde.
János hatte keine Lust zu baden, was uns grade recht kam, da schließlich jemand auf unsere Sachen aufpassen musste. Wir drei Mädels rannten also schnell unter ein paar neugierigen Blicken mit unseren Bikinis ins Wasser und schwammen ein Stück raus. Doch als wir uns umdrehten, konnten wir kaum fassen, was geschehen war. Eine echt große Masse an Männern hatte sich am Strand versammelt und schaute uns zu. Und es wurden immer mehr. Innerhalb von wenigen Minuten standen dort ohne Scheiß locker 50 Männer und Jungs rum und gafften. Wir wussten nicht recht was wir machen sollten, denn wir trauten uns nicht mehr aus dem Wasser. Aber irgendwann mussten wir ja in den sauren Apfel beißen. Die Männer schienen auch nur darauf zu warten. Also wollten wir auf drei aufstehen und aus dem Wasser sprinten und uns schnell in die Handtücher wickeln. Aber irgendwie war ich dann die Einzige, die das dann gemacht hat. Ich glaub so schnell habe ich mich noch nie angezogen und unter so vielen neugierigen Blicken schon gar nicht, Die anderen beiden folgten mir wenig später. Nachdem wir angezogen waren, hat sich die Männermenge auch recht schnell wieder verstreut. Das krasse war, dass sich sofort Straßenkinder unter die Menge gemischt hatten, um die Umstehenden zu beklauen, sodass Aufpasser kommen mussten, um diese zu vertreiben. Und das alles nur wegen ein bisschen weißer Haut. Später erzählte János uns dann, dass ihn die Männer gefragt hätten, ob wir denn alles drei seine Frauen seien. Vielleicht war das ja grade unser Glück, dass diese das dachten.
Als wir schließlich zurück ins Hostel wollten, fiel uns auf, dass keiner sich den Namen des Hostels genau angeschaut oder gemerkt hatte. Und die Stadt ist riesig, sodass wir uns den Weg auch nicht merken konnten. Wir verfluchten uns für unsere eigene Dummheit. Man sollte denken, dass wir inzwischen alt genug sind, auch mal ohne Mami eine Stadt erkunden zu können. An dieser Stelle möchte ich lobenswerter Weise sagen, dass meine Mama das sicherlich nicht vergessen hätte! Wir ließen uns an eine Stelle fahren die uns halbwegs bekannt vorkam und irrten ziemlich lange durch die Straßen, in der Hoffnung, unser Hostel zu finden. Das fanden wir nicht, aber einen kleinen Supermarkt, der zu unserer großen Freude Nutella zu bezahlbaren Preisen führte. Also hatte das Ganze doch sein Gutes. Schließlich hatten wir das Irren satt und wollten uns zur Poststation durchfragen, denn von dort würden wir den Weg zurück finden. Auf dem Weg zur Poststelle liefen wir dann zufällig am Eingang des Hostels vorbei. Ihr könnt euch vorstellen, dass wir alle etwas erleichtert waren.
Am nächsten Tag beschlossen wir einen neuen Versuch zu wagen, was den Strand anging. Doch diesmal googelten wir davor, welcher Strand als touristisch galt. Diesmal brachen nur wir drei Mädels auf, da János keine Lust mehr hatte. Und es war ein voller Erfolg. Wir verbrachten den Tag an einem Strand, der zu einem Hotel gehörte. An diesem waren nur wir drei und ein Wachmann, der öfters kam, um neugierige Kinder zu vertreiben. So kam dann nochmal Urlaubsstimmung auf.
Am 24. Dezember fuhr unser Bus um sechs Uhr morgens in Bujumbura ab. Der Busfahrer fuhr wie ein Gestörter. Dabei war die Landschaft von Burundi echt schön. Überall standen Bananenstauden und Palmen herum, ganze Wälder davon. Auf den Wiesen wuchs frisches grünes Gras und es sprießten teilweise Blumen.
Anika und ich saßen im Gegensatz zu János und Louisa, ziemlich weit hinten im Bus. Leider hat die Frau auf dem Sitz neben uns schon nach der ersten Stunde gekotzt. Das wäre ja nicht so schlimm gewesen, ich, die als Kind schon bei Fahrten von Strümpfelbach nach Endersbach (4Kilometer) manchmal das kotzen angefangen hat, kann das echt mehr als gut verstehen. Was ich allerdings absolut nicht nachvollziehen konnte, war, dass diese Frau ihre Tüte nicht weggeschmissen hat. Nein, sie hat sie in ihren Rucksack gepackt und jedes Mal, wenn sie diesen geöffnet hat, was ziemlich oft geschah, kam eine Wolke von Kotze raus. Furchtbar ekelhaft!! Und diese Frau hat auch noch fröhlich über ihrem offenen Rucksack gegessen. Also da kam mir ja schon beim Anblick das große Kotzen. An diesem Tag war es kalt, aber wir hatten die Wahl das Fenster aufzumachen und zu frieren, oder vom Kotzgeruch selbst zu kotzen. Da wählten wir das Fenster. Das witzige war, dass diese Frau sich als allererstes beschwert hat, dass es so ziehen würde und permanent gemäkelt hat, dass wir das Fenster zu machen sollen. Wir haben sie geflissentlich ignoriert.

Auch mit diesem Bus hatten wir wieder eine Reifenpanne. Aber war nicht so schlimm, da am Wegrand gerade sehr leckere Minibananen verkauft wurden. Wusstet ihr, dass man Bananen immer grün erntet und sie dann liegen lässt, bis sie reif werden? Ich mag mich an dieser Stelle vielleicht als ungebildet outen, aber ich wusste das nicht. Dass sie nachreifen schon, aber nicht, dass sie selbst beim Ernten grün sind.
Naja wie dem auch sei, wir fuhren weiter und kamen an die Grenze.
Dort brauchte es wieder seine Zeit, bis alles kontrolliert wurde. Wir hatten ja nur unser abgelaufenes Touristenvisum und das am Anfang erwähnte Reciept. Damit wollten die uns aber zunächst nicht wieder reinlassen. Wir bekamen etwas Panik, da wir keine Dollars mehr gehabt hätten, um ein neues Visum zu erwerben. Abgesehen davon haben wir schließlich schon für ein komplettes Jahr das Visum bezahlt. Nach sehr vielen Diskussionen, kam der Officer auf die Idee, seinen Computer zu benutzen und mal nachzuschauen, ob dies denn wirklich der Fall sei. Es stellte sich heraus, dass wir alles bezahlt hatten und somit durften wir passieren.
Ich musste furchtbar dringend aufs Klo, doch das Einzige was es weit und breit gab, wo ich fragen konnte, war das Gefängnis. Ich durfte also auf das Klo, auf das auch die Gefangenen gehen und hatte ein bisschen bammel, denn eine Zelle war besetzt. Ich habe bei meinem Besuch des Gefängnisses festgestellt, dass ich hier definitiv niemals dort landen möchte. In der Zelle war nichts, absolut nichts, außer Dreck. Kein Bett, kein Tisch, nicht mal ein Stuhl. Und Freunde, von dem Klo will ich gar nicht erst anfangen!
An der Grenze wurde unser Gepäck ausgeladen und „durchsucht“. Ich hätte wirklich alles mit schmuggeln können, denn das einzige, was der Beamte wirklich interessant fand und auch ausführlich inspizierte, war mein Waschzeugbeutel.
Als wir schließlich unser Gepäck wieder im Bus verfrachtet hatten, aber noch nicht eingestiegen waren, weil Lousia ihren Pass noch nicht wieder bekommen hatte, fuhr der Bus auf einmal los. Ohne uns, aber mit Gepäck. Anika und ich probierten ihn zu stoppen, aber die einzige Auskunft die wir bekamen war, dass er wohl wieder kommen würde. Trotzdem war uns nicht ganz wohl bei der Sache. Louisa und János kamen angerannt, als die den Bus wegfahren sahen und riefen, wieso wir das denn zugelassen hätten. Hatten wir ja nicht, zumindest nicht freiwillig. Wir setzten uns auf die Straße und warteten zur Abwechslung wieder. Von Kinder, die Essen verkauften, wurde uns gesagt, dass der Bus nur eben schnell tanken gehen würde. Und tatsächlich, schon eine halbe Stunde später war er wieder zurück.
Auf in den Bus und weiter ging‘s. Gegen Abend überkam Anika und mich ziemlich Heimweh. Immerhin war in Deutschland Heiligabend, die Familie sitzt glücklich beieinander und wir saßen in einem Bus, der nach Kotze roch. In der Nacht wurden wir 3x angehalten und erst nach Diskussionen und Schmiergeldern, welche flossen, weiter gelassen. Es ist hier nämlich verboten in der Nacht von Feiertagen zu fahren. Später stellte sich heraus, dass es dreimal die gleiche Polizeistreife war, die uns immer hinterher gejagt war. Klar, so kann man sein Geld auch verdienen, indem man einfach denselben Bus ein paar Mal anhält.
Ganz schön schlau und furchtbar dreist. Irgendwann nachts gegen halb 3 kamen wir dann wieder in Singida an. Allerdings in einem Teil von Singida, den ich noch nie gesehen hatte. Zuerst dachte ich, dass die uns irgendwo raus werfen und dass das überhaupt nicht Singida ist. Aber war es dann glücklicherweise doch. Wir wurden herzlich von János Gastbruder Bernard  begrüßt, der sofort für uns Essen aufwärmte. Wir wurden also fürstlich willkommen geheißen.
Zum Glück feiert man Weihnachten hier erst am 25. Dezember, sodass wir alle gerade noch rechtzeitig zurück in unsere Gastfamilien kamen.

Aber hier setze ich einen Punkt. Vom Weihnachten und der Schule berichte ich euch dann in einem neuen Blogeintrag. Glückwunsch, wenn ihrs bis hierher geschafft habt und tut mir leid, wie lange er geworden ist!
Liebste Grüßle eure Anne