Samstag, 20. September 2014

Ein "spannender" Samstag morgen im Leben der Anne

Beginnt ihr euren Samstag morgen auch so gerne mit Wäsche waschen, vier Stunden lang und von Hand? :)
Nein?! Ich leider auch nicht :D Dennoch bleibt mir hier nicht viel anderes übrig. Zum einen bin ich wohl etwas ungeübert, als die Menschen hier und dadurch auch extrem langsam, und zum anderen habe ich heute beschlossen, auch noch meine Bettwäsche zu waschen. Als ich den Kampf mit den riesigen Bettlaken beendet hatte, fiel mir siedend heiß ein, dass ich wirklich

alle meine Hosen und Röcke gewaschen hatte, die ich dabei habe, und nun nichts mehr zum anziehen habe, außer die vom arbeiten rschmuddelige Jogginghose. Doch das Gute an meiner Langwäsche war, dass die Sachen in der zwischenzeit schon wieder getrocknet waren. Meine Gastmama sah, wie ich meine Unterwäsche mit in mein Zimmer nahm und fragte mich wieso ich sie denn nicht mit auf die Leine hängen würde. War ganz schön schwer ihr zu erklären, dass die Bauarbeiter bereits beim Waschen so geschaut haben, als ob sie noch nie weibliche Unterwäsche gesehen hätten und ich mir darum nicht so sicher war, ob ich diese so einfach auf die Leine hängen könnte. Da hat sie nur gelacht.
Hier springen gerade noch so viele Bauarbeiter rum, da das Haus in dem meineGastfamilie wohnt erst seit März gebaut wird. Dazu muss man sagen, dass meine Gastfamilie wohl doch etwas mehr Geld hat, als viele andere hier  und somit auch das Haus dementsprechend ausgestatteter ist. Momentan befördern wir das Wasser zwar noch mit dem Eimer aus dem Brunnen (ein weiterer Grund, wieso das Waschen so lange gedauert hat :D), aber theoretisch wird es hier früher oder später im Haus fließend Wasser geben. Ich bin gespannt. Nicht dass mich das mit dem Brunnen stört, garnicht, eigentlich finde ich das sogar ganz nettes Armtraining, aber meistens lassen sie mich eh nicht, sondern rufen irgendjemand der das für mich tun soll.









 











Hier seht ihr die Früchte meiner Arbeit :D Sieht so wenig aus, sind aber 3 Wäscheleinen voll mit Zeug :D Das Mädchen ist unser Hausmädchen. Übrigens schon das dritte seit ich da bin. Die erste ist weggerannt, die zweite hat jetzt ein Job in einem Büro bekommen und diese hier ist ihre kleine Schwester, die für sie weiter macht. Waren alle bisher sehr liebe Mädels :)
Aber der eigentliche Grund für den neuen Post ist, dass jetzt seit einer Woche die Schule angefangen hat.  Montag morgen um 7.15 Uhr tansanischer Zeit marschierte ich also gen Schule. Ich brauche zu Fuß nur 5 Minuten, dass ist äußerst praktisch. Dort angekommen empfing mich eine junge Lehrerin namens Rhoda. Sie zeigte mir die Klassenzimmer der beiden ersten Klassen und den Stundenplan. 
Ich fragte sie, wann denn eine Englischstunde stattfinden würde, damit ich mir diese anschauen könnte. Daraufhin drückte sie mir nur ein Englischbuch in die Hand und meinte, dass Englisch in einer Stunde anfangen würde, so lange könnte ich mich ja vorbereiten.
Also war Freestyle angesagt. Dafür lief die Stunde erstaunlich gut. Das einzige Problem ist, dass ich die Kinder nicht verstehe und sie mich nicht. Die Lehrerin, die mit drin saß und sonst Englisch unterrichtet, versteht auch kein Wort Englisch. Keine Ahnung, wie sie den Kindern was beibringen will. Zudem verbessert sie die ganze Zeit meine Aussprache, sodass dann aus "nose" auf einmal "noise" wird und die Kinder das dann fröhlich falsch nachplappern.
Das war furchtbar frustrierend. In der 1b lief es dann bedeutend besser. Diese Lehrerin versteht meistens, was ich vermitteln will und erklärt es dann den Kindern auf Suaheli. Zudem scheint sie auch etwas mehr Ahnung von Englisch zu haben.
Nach den Stunden werden hier immer die Hefte eingesammelt und theoretisch korrigiert. Bisher war ich aber irgendwie die Einzige im Lehrerzimmer, die das auch gemacht hat. Die Hefte sind ein einziges Chaos. Meistens dreckig und zerflettert, mal fangen die Kinder vorne an, mal hinten, mal Suaheli, mal Mathe mal Englisch. Also habe ich direkt jeden Tag mal 120 hefte korrigiert und mir noch ein paar Rotstifte zugelegt.

Um ehrlich zu sein, bin ich überhaupt nicht zufrieden damit, die ersten Klassen bekommen zu haben. Ich hatte sehr darauf gehofft und diesen Wunsch auch geäußert, eine 5. oder 6. Klasse zu bekommen ,die wenigstens schon ein bisschen Englisch versteht. Die Kinder verstehen es nichtmal wenn ich so etwas sagen wie "Sit down". Bisher habe ich einmal eine Stunde ganz allein gehalten, heißt als keine andere Lehrerin mit drin saß, und ich muss sagen, danach war ich fix und fertig. Erstklässler sind halt verständlicherweise einfach noch ein aufgeregter Haufen und wenn davon 65 auf einmal sind, dann ist es echt nicht leicht, diese in Schach zu halten. Zumal ich keinen Stock benutze, wie der Rest der Lehrerschaft. Die finden das total lustig, dass ich mich so dagegen sträube. Demletzt lag, wohl als dezente Aufforderung gedacht, ein Stock auf meinem Platz im Lehrerzimmer.
Naja, ich habe schon versucht mit dem Rektor zu reden, damit er mir eine höhere Klasse gibt. Der Rektor ist an sich schon nett, aber er schien meine Bitte nicht so recht zu verstehen. Er lag ausgestreckt lümmelnd auf seinem Sofa und erklärte mir in sehr gebrochenem Englisch, dass ich es schön weiter mit den ersten Klassen versuchen soll, er hätte gehört die Kinder würden mich lieben. Wenigstens bis zu den ersten großen Ferien, meinte er. Toll, die sind im Dezember. Naja, wir werden sehen, wie es weiter geht.
Ich hatte aber gestern ein echt super Erlebnis in einer der Klassen. Ich habe gesehen, dass viele Kinder nicht schreiben können, weil ihre Bleistifte stumpf oder abgebrochen waren. Also habe ich einen Spitzer mitgenommen und bin, während sie eine Aufgabe bearbeitet haben, damit in der Klasse rumgelaufen. Daraufhin ging ein wahrer Anstrum los. Die Kinder drängelten sich um mich und ich stand da und habe bestimmt 20 minuten lang einfach nur gespitzt. Das goldige daran war, wie sehr sich die Kinder gefreut haben. Sie haben ihre Stifte hochgehoben und diese sich gegenseitig, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, gezeigt. Das war echt schön! Was mich etwas verwundert hat, war, dass die Lehrer mit dem Spitzer garnichts anfangen konnten. Dabei kann man das hier auch kaufen. Aber alle haben ihn total bewundert und gefragt wie der denn funktionieren würde.

Zudem waren János und ich gestern nach der Schule noch im Children Centre. Dort bekommen Kindern, oftmals aus ärmeren Familien, Essen und auch Medikamente, wenn sie benötigen. Zudem gibt es dort einen Spielplatz und viele nette Leute, darunter auch eine Amerikanerin. Also haben wir dort gestern bei der Essensausgabe geholfen. Da Freitag allerdings der kürzeste tag ist und wir ja erst nach der Schule kommen konnten, gab es recht schnell nichts mehr zu tun. Aber sie meinten, dass das Center an den anderen Tagen unter der Woche länger offen hätte und wir somit jederzeit gern gesehen wären. Darüber habe ich auch schon mit meinem Schulleiter gesprochen. Denn hier ist es üblich, dass alle Lehrer morgens zur ersten Stunde erscheinen und um 14.50 Uhr gehen, auch wenn sie beispielsweise nur eine Stunde am Tag unterrichten. Der Rektor meinte, wenn ich nicht jeden tag früher gehen würde, wäre das schon in Ordnung. Mit der Zeit wird sich sicher einiges einspielen.


Noch ein paar witzige Dinge zum Abschluss: Heute morgen fragte mich meine Gastmama, was denn das riesige Ding da auf meiner Stirn sei. Eigentlich sehen Pickel auf weißer Haut ziemlich ähnlich aus, wie Pickel auf brauner Haut, aber irgendwie hatte sie da nicht so die Parallele gezogen :D

Was meine Gastfamilie hier witzig fand, war, als ich einen kleinen Kreischer losgelassen habe wegen einer Spinne. Wenn ihr mich kennt, wisst ihr, dass ich keine Angst vor Spinnen habe, echt nicht, ich nehm sie auch in die Hand und setz sie behutsam raus. Aber dass was ich hier in meinem Zimmer hatte war einfach nur riesig und haarig. Ein bisschen kleiner als meine Faust, ungelogen. Jedenfalls  habe ich probiert das Vieh in einem Becher zu verfrachten, aber da meine Decke ziemlich hoch ist, war die Gefahr dass das Vieh auf mich drauf fällt doch recht groß. Also habe ich das Hausmädchen geholt. Diese hat kurzen Prozess gemacht, die Spinne mit einem Besen heruntergekehrt und erschlagen. Naja, jedenfalls fragt mich meinem Gastfamilie seit dem, vor was ich denn sonst noch so Angst hätte und fanden die ganze Angelegenheit einfach nur zum Piepen.
Schön wenn ich ihnen den Tag versüßen konnte :D


Ach noch für die Tierliebhaber unter euch, ich hatte auch schon wirklich eine echt "nette" Begegnung mit einer Kakerlake. Ich lag gerade unter meinem Moskitonetz, da sehe ich im schwachen Schein meines E-Readers direkt über meinem Gesicht einen großen schwarzen Schatten krabbeln. Da ich das Vieh definitiv nicht in meinem Zimmer haben wollte, schlug ich mit meinem E-Reader mit voller Kraft gegen das Ding auf  dem Moskitonetz, sodass das Vieh gegen die Wand knallte. Ich schälte mich unter meinem Netz hervor, sprintete in die Küche und kam gerade rechtzeitig mit einer Tasse zurück, als das benommene Tier zu sich kam. Ja, es war eine Kakerlake. Ich konnte mich leider nicht überwinden sie raus zutragen und hiffte, dass sie bis zum nächsten Morgen unter der Tasse verrecken würde. Aber János hat meine Hoffnungen recht schnell zerstört, indem er mir mitteilte, dass Kakerlaken selbst ohne Kopf noch ein paar Tage überleben können. Da ich nicht wieder Gesprächsthema Nummer eins meiner Familie sein wollte, habe ich mich dann am nächsten tag doch noch überwunden.

Sonntag, 14. September 2014

Die Hochzeitsglocken läuten


Bevor ihr erschreckt, nein, ich habe nach wie vor nicht vor, hier einen Afrikaner zu heiraten :D
Ich hatte nur gestern das Privileg, mit meinen Gasteltern zu einer Hochzeit gehen zu dürfen.
Das ganze hat mich spontan dazu verleitet darüber zu bloggen, da es doch einige diverse Unterschiede zu den Hochzeiten gab, die ich bisher aus Deutschland kannte.

Zunächst einmal meinte meine Gastmama gestern, dass wir um 14 Uhr von daheim los müssen. Um 14.30 Uhr klopfte sie an mein Zimmer und meinte, dass es jetzt erst noch Essen gibt bevor wir gehen. Also haben wir um kurz vor 15 Uhr erst das Haus verlassen. Doch wir kamen gerade noch rechtzeitig an. Draußen vor der Kirche spielte eine Art Kirchenband. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Kirche leer, doch als die Band spielte, liefen erst die Hochzeitspaare in die Kirche ein und hinter ihnen alle anderen. Ja, ihr habt richtig gelesen, PAARE, denn es wurden gestern sage und schreibe 6 Paare verheiratet.
Das coole war, dass es 3 verschiedene Chöre gab, die ordentlich für Stimmung gesorgt haben. Am schönsten war es, wenn alle gleichzeitig gesungen haben. Dazu stehen sie auch noch auf und tanzen dazu.
Die Zeremonie dauerte 3 Stunden. Am Anfang redeten die Pfarrer eine ganze Weile. Was mich etwas irritiert hat, war, dass alle Paare auf einmal vorgetreten sind, so dass garnicht so genau ersichtlich war, bei welchem Paar gerade was statt fand. Doch die Ringübergabe erfolgte gemeinsam. Die Ringübergabe war auch garnicht das wichtigste, wie mir später klar wurde, denn einige Zeit später trat wirklich jedes Paar einzeln vor, mit den Trauzeugen, und die Pfarrer füllten am Altar ein Papier aus, das von allen unterschrieben wurde. Braut und Bräutigam hielten je solch eins in die Höhe, daraufhin brandete Applaus und es wurden Fotos geschossen. Kein einziges Brautpaar hat sich geküsst, alle haben sich nur ganz leicht kurz in den Arm genommen.

 Als alles vorbei war, strömten die Leute nach draußen und es die Chöre begannen in einer Art Kreis zu tanzen und jeder der wollte schloss sich an.

Ich wurde von den Brüdern der Braut mit meiner Gastmama mitgenommen. Es ging an den See zum Fotos machen. Hier gibt es nicht viel zu sagen, außer dass ich mich dezent im Hintergrund gehalten habe, bis eine der Schwestern des Bräutigams mich schnappte und mit sich und dem Brautpaar auf ein Foto zog. War mir etwas peinlich, da ich die beiden nichtmal kannte, aber nun auf einem Foto mit drauf bin, und das, obwohl sehr viele kein Foto mit der Braut gemacht haben.

Aber gut, wir fuhren weiter an den Ort, an dem die Feier statt finden sollte, das war ein echt hübsches Gelände. Dort zog mich meine Gastmama ersteinmal in eine Art kleinen Biergarten und sagte etwas von "Zeit überbrücken". Ich wusste nicht genau was sie meinte, doch im Laufe des abends wurde es mir mehr als klar. Zuerst saßen wir dort eine Stunde und haben etwas getrunken, nur wir beide, dann sind wir zu dem Haus der Feier gegangen, jedoch nicht rein, da erst 5 Leute oder so da waren. Nachts ist es hier echt kalt, darum setzten wir uns mit zwei anderen Gästen in ein Taxi das davor stand. Dort verbrachten wir eine weitere Stunde. Ich bekam im Taxi die Einladung zu Gesicht. Darauf stand, dass alle auf 18. 30 Uhr eingeladen waren, doch die ersten kamen erst gegen 20.30 Uhr. Ich sah wie immer mehr Gäste ankamen und rein gingen und fragte mich, wieso wir immernoch draußen blieben. Gegen 21.30 sagte meine gastmama dann, dass ich mit ihnen reingehen könnte. Hat mich ebenfalls verwundert, als wir dann nochmal 10 Minuten vor dem Eingang standen und auf etwas nicht ersichtliches gewartet haben. Auf einmal gingen dann Scheinwerfer an und meine Gasteltern und noch 5 andere begannen auf sehr afrikanische Weise hineinzutanzen. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Neee, dass hatte mir niemand mitgeteilt. Natürlich konnte ich keinen einzigen Schritt mitmachen und dackelte in der Mitte ein wenig betröpelt mit. Seeeehr peinlich, ich hatte nicht gewusste, dass meine Gasteltern besondere Gäste sind und wir direkt vorne ein Tisch haben würde, sozusagen mit Blick auf die gesamte Hochzeitsgesellschaft und gleichgestellt mit den Eltern des Bräutigams.
Dann zogen Braut und Bräutigam ein, die ebenfalls geschlagene 2 1/2 Stunden lang im Auto vor der Halle gesessen hatten.
Anschließend ging ein Haufen von Traditionen los. Zuerst wurde die Hochzeitstorte angeschnitten, das verlief gleich wie bei uns, dann fütterten sich Braut und Bräutigam damit, anschließend die Braut die Trauzeugin und der Bräutigam den Trauzeugen und zu letzt noch Trauzeuge und Trauzeugin. Nach dem ganzen gefüttere wurde ein kleinerer Kuchen den Eltern des Bräutigams überreicht und nochmal ein Kuchen an meine Gasteltern. Es folgten eine Tanzshow von 5 14-jährigen Mädels. Diese tanzten und während sie das taten, tanzten Gäste nach vorne und schmissen Geld auf den Boden.
Der ganze Abend wurde übrigens von einem Showmaster geleitet, gefilmt und direkt das gefilmte Bild auf Leinwand produziert. Danach stellte der Bräutigam seine Familie vor und die Braut danach ihre. Die jeweiligen Leute standen auf und winkten. Ich saß am Tisch der Brautfamilie, und wurde somit auch vorgestellt. doch da alles auf Suaheli stattfand bekam ich das leider nicht mit und tappte promt ins nächste Fettnäpfchen, indem ich weder aufstand, noch winkte. Ich muss sehr eingebildet gewirkt haben, aber als mir mitgeteilt wurde, dass ich gerade vorgestellt worden war, war es schon zu spät.
Braut, Bräutigam und die beiden Trauzeugen taten mir sehr leid, denn sie standen eigentlich den kompletten Abend in einer Reihe vorne. Zum Hallo sagen standen alle Leute in dem Raum auf und tanzten zuerst am Tisch der Hochzeitsfamilien und dann am Brautpaar selbst vorbei. Alle gaben allen die Hand und es war erstaunlich geordnet.

Nach ein paar Reden, wurden die Geschenke übergeben, dass war zu Anfangs wirklich ein Spaß. Die Gäste schaarte sich zu Gruppen zusammen. Als erstes wurden so allgemeine Haushaltsgegenstände überreicht und alles natürlich wieder tanzend. Stellt euch vor, eine bunte, afrikanisch gekleidete Gästeschar tanzt über einen Teppich nach vorne auf das Brautpaar zu und jeder hält etwas in die Höhe und wedelt damit. Zum Beispiel einen einzelnen Teller oder eine Tasse, ein Geschirrtuch oder einen Löffel.
Wie gesagt, es war wirklich interessant und spaßig, aber das Ganze hörte nicht auf. Immer mehr Gruppen kamen zusammen, beispielsweise eine Stoffgruppe, die alle einen anderen schönen Stoff überreichten, dann Gruppen, die zusammen ein ganzes Geschirrset schenkten. Meine Gasteltern gehörten zu dieser Gruppe und ich musste mitaufstehen und nach vorne tanzen. Wundert euch nicht, wenn die Afrikaner denken, die Deutschen können nicht tanzen, ich nehme die Verantwortung auf mich :D
Ich tappelte also hinterher, hatte weder eine Ahnung was es für ein Geschenk war, noch einen Beitrag dazu geleistet und wurde ebenso herzlich bedankt wie die anderen. Ja ich habe mich etwas schlecht dabei gefühlt, aber es war sehr herzlich. Besondere Geschenke, beispielsweise das der Bräutigamsmutter, wurde größer präsentiert. Ich schaltete irgendwann  etwas ab, denn es war kalt und ich war hungrig und müde. Ich habe zwischendurch echt daran gezweifelt, ob es noch etwas zu Essen geben würde, doch endlich, um 00.45 Uhr gab es Essen. Leider stand dies schon so lange da, dass es kalt war. Es gab landestypische Sachen wie Kochbanane, normalen Reis und Gewürzreis, normale Kartoffelecken, Hähnchen und eine Art Salat und als Nachtisch Orangen.
Alles in allem war es eine echt tolle Erfahrung auch wenn ich das Gefühl hatte, dass ich die Hälfte der Zeit rumsaß und auf etwas gewartet habe. Aber das Positive hier ist, dass niemand einem sagt, was als nächstes kommt oder wann. Somit guckt man nicht auf die Uhr und wartet auf einen bestimmten Zeitpunkt, sondern man bleibt die ganze Zeit in der gespannten Erwartung, wann der nächste Programmpunkt kommt und was er mit sich bringen wird.

Puh, genug, ich schwall euch hier zu, aber ich fand es zu interessant um es euch vorzuenthalten :)

Montag, 8. September 2014

Fotos :)








 János und ich auf unserem Ausflug an den Lake Singidani :)
Falls ihr Interesse habt: janosonline.blogspot.com









Bilder von und um den See.












  





















Mein toller Mitfreiwilliger János, in meinem Zimmer.


















Hier liegen massenhaft Felsen rum, auf die man wunderbar klettern kann. Super Aussicht von da oben :)















Mit diesen Dreirädern bewegt man sich hier hauptsächlich fort, genannt werden sie Bajaji. Mit dem Fahren quetschen sich teilweise bis zu 5 Leute hinein. Man kann sich auch hinten auf ein Motorrad drauf setzen, finde ich persönlich wesentlich angenehmer :)

First time in Africa

Ich bin jetzt seit über einer Woche da und habe ehrlich gesagt nicht den Hauch einer Anhnung wo ich anfangen soll. Also am besten von vorne. Mittwoch abend sind wir zu 5. in Tansania gelandet. Am Flughafen wurden wir direkt von unserem Mentor (Ansprechpartnert hier) abgeholt. Wir waren alle ziemlich fertig vom Flug, aber wir mussten noch in die nächste Stadt fahren, Moshi. Schon der Weg dorthin war ein kleines Erlebnis für sich. Zunächst einmal habe ich verzweifelt nach einem nichtvorhandenen Anschnallgurt gesucht. Als ich mich gerade damit abgefunden hatte, dass es wohl keinen gibt, sahen wir vor uns auf der Straße einen kleinen Laster schlingernd fahren. Die Aussage von Richard, unserem Mentor lautete lediglich: „The driver is drunk!“ Alkoholismus ist hier anscheinend ein großes Problem, jedoch war das der Einzige.
Blitzer gibt es hier nicht, doch damit die Autos nicht so sehr rasen, sind hier in unregelmäßigen Abständen Bodenwellen in die Straßen eingebaut. richtige kleine Hügel, vor denen die Autos abbremsen müssen, wenn sie nicht darüber schanzen wollen. Ist zwar nicht so angenehm zum drüber fahren, funktioniert aber ziemlich gut!

In Moshi verbrachten wir zwei Nächte. Es hieß, dass dort zunächst für einen Mitfreiwilligen alles geregelt werden müsste, der dort in einem Projekt ist.
Aber irgendwie haben wir dort einen kompletten Tag damit verbracht im Schatten vor einem Haus zu sitzen. Die Mentalität ist hier echt total anders. Sobald man es etwas eiliger hat, oder zum Aufbruch drängt, hört man sofort von irgendeinem Einheimischen: „Pole Pole“, was so viel wie „Langsam langsam“ bedeutet.
Meine Uhr habe ich auch schon nach dem ersten Tag zur Seite gelegt, Pünktlichkeit wird ofetmals eher klein geschrieben :D

Am Samstag morgen haben wir den Bus von Moshi nach Singida genommen. Es hieß, dass die Busfahrt wohl um die sieben Stunden dauern würde und niemand war sich sicher, ob irgendwo lange genug gehalten werden würde für eine Pipipause. Ich beschloss also einfach nichts zu trinken. Die Busfahrt war total ungewöhnlich in meinen Augen. Zum einen wurde die Hupe circa einmal pro Minute genutzt, ob zum überholen, als Warnung oder Gruß habe ich nicht ganz durchschaut. Bei jedem Halt in irgendeinem Dorf oder irgendeiner Stadt tummelten sich sofort massenhaft Verkäufer um den Bus. Sie verkauften alles mögliche, von Trinken und Essen über Strumpfhosen und Bettlaken, es war alles dabei. Das Lustige ist, dass jeder Sitz ein eigenes Schiebfenster hat. Wenn man also etwas kaufen wollte, machte man das Fenster auf, reichte das Geld hinunter, bekam die Ware und musste sich dafür nicht einen Zentimeter bewegen. Tatsächlich, gab es innerhalb der 7 Stunden dann einmal die Gelegenheit, eine Toilette aufzusuchen.

In Singida angekommen waren wir die Einzigen die ausstiegen. Also wurde unser Gepäck ausgeladen. Als ich einen kurzen Blick über unser Gepäck schweifen lies, sah ich gleich: Scheiße, mein Koffer fehlt. Der Bus war gerade wieder am anfahren und ich bekam leichte Panik. Ich rannte also neben dem Bus her,wild an die Scheibe klopfend und rief Stopp. Damit hatte ich die Aufmerksamkeit eines gesamten Busses, der bis oben hin vollbesetzt war. Der Fahrer hielt und tatsächlich, mein Koffer war einfach nur in einem anderen Fach verstaut worden. Meine Erleichterung war riesig.

Wir wurden kurze zeit später total lieb im Haus unseres Mentors empfangen. Das Essen stand schon auf dem Tisch und es gab sogar frisch gepressten Saft, der soviel besser geschmeckt hat, als in Deutschland.
Später kamen wir dann in unsere Gastfamilien.
Ich bin in einer wirklich lieben Familie gelandet mit einem total interessierten und freundlichen Gastpapa und einer sehr sehr herzlichen Gastmama! Hier springt auch immer ein circa 8 jähriges Mädchen rum, dass mich allerdings meidet. Die Aussage meines Gastpapas war: „ She is afraid of you, because she can´t communicate with you.“ Hoffentlich wird sich das in den nächsten Wochen und Monaten ändern. Ich bemühe mich, die Sprache schnell zu lernen, aber leider geht es dennoch nicht von heute auf morgen. Jeder hier sagt mir immer, wie leicht Suaheli wäre, dem kann ich bisher noch nicht zustimmen :D

Am Sonntag morgen hat mein Gastpapa mich und eine Mitfreiwillige mit in die Kirche genommen.  Die Menschen sind hier generell sehr gläubig und daher ist es für meine Gastfamilie auch wichtig, dass ich sonntags mitkomme. Der Gottedienst fing um 7 Uhr morgens an. Und ich traute meinen Augen nicht, die komplette Kirche war gerammelt voll, hinten standen sogar noch 2 weitere Reihen. Er hat leider auch 2 1/2 Stunden gedauert. An sich war es echt nicht schlecht und die Musik war auch schön, aber wenn man nichts versteht, ist es doch eine ganz schön lange Zeit. 


Am Mittwoch bin ich das erste Mal in die Schule gegangen, in der ich zukünftig unterrichten werde. Das ist echt der Wahnsinn, 1427 Schüler, verteilt auf gerade mal 11 Klassenräume. Zu mir hieß es, dass ich in die größte Klasse komme werde, in der 200 Schüler sind. Ich weiß noch nicht wie ich das managen soll. Bisher haben die Schüler noch keinen Unterricht gehabt, da sie gerade Klausuren geschrieben haben und jetzt eine Woche frei haben. Also geht´s erst nächsten Montag richtig los.
Sowie ich es verstanden habe, bin ich die erste „Weiße“ an der Schule. Die Lehrer haben auch total unterschiedlich reagiert, manche total freundlich und offen, andere eher abweisend und mit Widerwillen.
Eine Sache ging mir hier jetzt schon sehr ans Herz. Die Kinder werden für Unartigkeiten bestraft, indem sie geschlagen werden, meist mit einem Stock auf die Finger, oder den Po.
Als ich probierte einer Lehrerin zu erklären, dass ich das nicht so gut mitansehen kann, da bei uns die Kinder nicht geschlagen werden zuckte sie nur die Achseln und fragte, was wir denn in Deutschland für Bestrafungsmethoden für Schüler hätten.  Ich zählte ihr ein paar Dinge auf, wie Strafarbeiten, Nachsitzen, etc.. Da lachte sie nur schallend und meinte, dass würde bei den Kindern hier nichts bringen. Ich kam mir in dem Moment sehr töricht vor, aber ich werde schon irgendeinen Weg finden, denn ich will das nicht mit anschauen.
Doch es gibt auch einige witzige Dinge aus der Schule zu berichten. Beispielsweise laufen ständig Händler ins Lehrerzimmer, die ihre Waren anbieten. Bisher waren schon Fischverkäufer, Kükenverkäufer, Popkornverkäufer und Stoffverkäufer da. Eine Lehrerin hat auch gleich zugeschlagen und 6 Küken gekauft, dass war zu niedlich :)
Das die Schüler der siebten klasse jetzt erstmal Abschlussprüfungen schreiben, haben sie sich nochmal mit allen Lehrern in einem Raum versammelt und jeder Lehrer hat ihnen nochmal ein paar ermunternde Worte gewidmet. Am Abschluss meinten die Schüler, dass sie auch was von mir hören wollten. Eine Lehrerin rannte zu mir und flüsterte mir einen Satz auf Suahli ins Ohr: „Nawatakia mtihani mwmea.“ ( „Habt eine gute Prüfung“) Ich wiederholte den Satz laut, doch merkte selbst, dass ich da was verwurstelt hatte. Alle lachten, mir eingeschlossen, doch die Schüler haben sich total darüber gefreut:)

Was ich bereits jetzt ein wenig anstrengend finde, ist meine Hautfarbe. Überall wo man hinkommt fällt man auf wie ein bunter Hund. Viele Leute sind sehr nett und reagieren freundlich, aber gerade beim Einkaufen oder bei den Fahrten in die Stadt wird man gnadenlos abgezogen, da verlangen sie manchmal einfach das doppelte wenn man sich nicht wehrt. Und wenn man sich wehrt, muss man damit rechnen, dass man sich ein anderes Gefährt suchen muss.
Zudem wird einem überall auf der Straße „Mzungu“ (Weißer) zugerufen, was zwar bestimmt nicht böse gemeint ist, mich aber irgendwie trotzdem stört. Vielleicht ändert sich das ja, wenn ich eine Weile da bin :)

Alles in allem kann ich sagen, dass ich noch viel mehr schreiben könnte, da es einfach zu viele neue Eindrücke sind, die ich euch gerne übermitteln würde. Aber ich hänge stattdessen lieber noch ein paar Fotos an :)