Sonntag, 14. September 2014

Die Hochzeitsglocken läuten


Bevor ihr erschreckt, nein, ich habe nach wie vor nicht vor, hier einen Afrikaner zu heiraten :D
Ich hatte nur gestern das Privileg, mit meinen Gasteltern zu einer Hochzeit gehen zu dürfen.
Das ganze hat mich spontan dazu verleitet darüber zu bloggen, da es doch einige diverse Unterschiede zu den Hochzeiten gab, die ich bisher aus Deutschland kannte.

Zunächst einmal meinte meine Gastmama gestern, dass wir um 14 Uhr von daheim los müssen. Um 14.30 Uhr klopfte sie an mein Zimmer und meinte, dass es jetzt erst noch Essen gibt bevor wir gehen. Also haben wir um kurz vor 15 Uhr erst das Haus verlassen. Doch wir kamen gerade noch rechtzeitig an. Draußen vor der Kirche spielte eine Art Kirchenband. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Kirche leer, doch als die Band spielte, liefen erst die Hochzeitspaare in die Kirche ein und hinter ihnen alle anderen. Ja, ihr habt richtig gelesen, PAARE, denn es wurden gestern sage und schreibe 6 Paare verheiratet.
Das coole war, dass es 3 verschiedene Chöre gab, die ordentlich für Stimmung gesorgt haben. Am schönsten war es, wenn alle gleichzeitig gesungen haben. Dazu stehen sie auch noch auf und tanzen dazu.
Die Zeremonie dauerte 3 Stunden. Am Anfang redeten die Pfarrer eine ganze Weile. Was mich etwas irritiert hat, war, dass alle Paare auf einmal vorgetreten sind, so dass garnicht so genau ersichtlich war, bei welchem Paar gerade was statt fand. Doch die Ringübergabe erfolgte gemeinsam. Die Ringübergabe war auch garnicht das wichtigste, wie mir später klar wurde, denn einige Zeit später trat wirklich jedes Paar einzeln vor, mit den Trauzeugen, und die Pfarrer füllten am Altar ein Papier aus, das von allen unterschrieben wurde. Braut und Bräutigam hielten je solch eins in die Höhe, daraufhin brandete Applaus und es wurden Fotos geschossen. Kein einziges Brautpaar hat sich geküsst, alle haben sich nur ganz leicht kurz in den Arm genommen.

 Als alles vorbei war, strömten die Leute nach draußen und es die Chöre begannen in einer Art Kreis zu tanzen und jeder der wollte schloss sich an.

Ich wurde von den Brüdern der Braut mit meiner Gastmama mitgenommen. Es ging an den See zum Fotos machen. Hier gibt es nicht viel zu sagen, außer dass ich mich dezent im Hintergrund gehalten habe, bis eine der Schwestern des Bräutigams mich schnappte und mit sich und dem Brautpaar auf ein Foto zog. War mir etwas peinlich, da ich die beiden nichtmal kannte, aber nun auf einem Foto mit drauf bin, und das, obwohl sehr viele kein Foto mit der Braut gemacht haben.

Aber gut, wir fuhren weiter an den Ort, an dem die Feier statt finden sollte, das war ein echt hübsches Gelände. Dort zog mich meine Gastmama ersteinmal in eine Art kleinen Biergarten und sagte etwas von "Zeit überbrücken". Ich wusste nicht genau was sie meinte, doch im Laufe des abends wurde es mir mehr als klar. Zuerst saßen wir dort eine Stunde und haben etwas getrunken, nur wir beide, dann sind wir zu dem Haus der Feier gegangen, jedoch nicht rein, da erst 5 Leute oder so da waren. Nachts ist es hier echt kalt, darum setzten wir uns mit zwei anderen Gästen in ein Taxi das davor stand. Dort verbrachten wir eine weitere Stunde. Ich bekam im Taxi die Einladung zu Gesicht. Darauf stand, dass alle auf 18. 30 Uhr eingeladen waren, doch die ersten kamen erst gegen 20.30 Uhr. Ich sah wie immer mehr Gäste ankamen und rein gingen und fragte mich, wieso wir immernoch draußen blieben. Gegen 21.30 sagte meine gastmama dann, dass ich mit ihnen reingehen könnte. Hat mich ebenfalls verwundert, als wir dann nochmal 10 Minuten vor dem Eingang standen und auf etwas nicht ersichtliches gewartet haben. Auf einmal gingen dann Scheinwerfer an und meine Gasteltern und noch 5 andere begannen auf sehr afrikanische Weise hineinzutanzen. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Neee, dass hatte mir niemand mitgeteilt. Natürlich konnte ich keinen einzigen Schritt mitmachen und dackelte in der Mitte ein wenig betröpelt mit. Seeeehr peinlich, ich hatte nicht gewusste, dass meine Gasteltern besondere Gäste sind und wir direkt vorne ein Tisch haben würde, sozusagen mit Blick auf die gesamte Hochzeitsgesellschaft und gleichgestellt mit den Eltern des Bräutigams.
Dann zogen Braut und Bräutigam ein, die ebenfalls geschlagene 2 1/2 Stunden lang im Auto vor der Halle gesessen hatten.
Anschließend ging ein Haufen von Traditionen los. Zuerst wurde die Hochzeitstorte angeschnitten, das verlief gleich wie bei uns, dann fütterten sich Braut und Bräutigam damit, anschließend die Braut die Trauzeugin und der Bräutigam den Trauzeugen und zu letzt noch Trauzeuge und Trauzeugin. Nach dem ganzen gefüttere wurde ein kleinerer Kuchen den Eltern des Bräutigams überreicht und nochmal ein Kuchen an meine Gasteltern. Es folgten eine Tanzshow von 5 14-jährigen Mädels. Diese tanzten und während sie das taten, tanzten Gäste nach vorne und schmissen Geld auf den Boden.
Der ganze Abend wurde übrigens von einem Showmaster geleitet, gefilmt und direkt das gefilmte Bild auf Leinwand produziert. Danach stellte der Bräutigam seine Familie vor und die Braut danach ihre. Die jeweiligen Leute standen auf und winkten. Ich saß am Tisch der Brautfamilie, und wurde somit auch vorgestellt. doch da alles auf Suaheli stattfand bekam ich das leider nicht mit und tappte promt ins nächste Fettnäpfchen, indem ich weder aufstand, noch winkte. Ich muss sehr eingebildet gewirkt haben, aber als mir mitgeteilt wurde, dass ich gerade vorgestellt worden war, war es schon zu spät.
Braut, Bräutigam und die beiden Trauzeugen taten mir sehr leid, denn sie standen eigentlich den kompletten Abend in einer Reihe vorne. Zum Hallo sagen standen alle Leute in dem Raum auf und tanzten zuerst am Tisch der Hochzeitsfamilien und dann am Brautpaar selbst vorbei. Alle gaben allen die Hand und es war erstaunlich geordnet.

Nach ein paar Reden, wurden die Geschenke übergeben, dass war zu Anfangs wirklich ein Spaß. Die Gäste schaarte sich zu Gruppen zusammen. Als erstes wurden so allgemeine Haushaltsgegenstände überreicht und alles natürlich wieder tanzend. Stellt euch vor, eine bunte, afrikanisch gekleidete Gästeschar tanzt über einen Teppich nach vorne auf das Brautpaar zu und jeder hält etwas in die Höhe und wedelt damit. Zum Beispiel einen einzelnen Teller oder eine Tasse, ein Geschirrtuch oder einen Löffel.
Wie gesagt, es war wirklich interessant und spaßig, aber das Ganze hörte nicht auf. Immer mehr Gruppen kamen zusammen, beispielsweise eine Stoffgruppe, die alle einen anderen schönen Stoff überreichten, dann Gruppen, die zusammen ein ganzes Geschirrset schenkten. Meine Gasteltern gehörten zu dieser Gruppe und ich musste mitaufstehen und nach vorne tanzen. Wundert euch nicht, wenn die Afrikaner denken, die Deutschen können nicht tanzen, ich nehme die Verantwortung auf mich :D
Ich tappelte also hinterher, hatte weder eine Ahnung was es für ein Geschenk war, noch einen Beitrag dazu geleistet und wurde ebenso herzlich bedankt wie die anderen. Ja ich habe mich etwas schlecht dabei gefühlt, aber es war sehr herzlich. Besondere Geschenke, beispielsweise das der Bräutigamsmutter, wurde größer präsentiert. Ich schaltete irgendwann  etwas ab, denn es war kalt und ich war hungrig und müde. Ich habe zwischendurch echt daran gezweifelt, ob es noch etwas zu Essen geben würde, doch endlich, um 00.45 Uhr gab es Essen. Leider stand dies schon so lange da, dass es kalt war. Es gab landestypische Sachen wie Kochbanane, normalen Reis und Gewürzreis, normale Kartoffelecken, Hähnchen und eine Art Salat und als Nachtisch Orangen.
Alles in allem war es eine echt tolle Erfahrung auch wenn ich das Gefühl hatte, dass ich die Hälfte der Zeit rumsaß und auf etwas gewartet habe. Aber das Positive hier ist, dass niemand einem sagt, was als nächstes kommt oder wann. Somit guckt man nicht auf die Uhr und wartet auf einen bestimmten Zeitpunkt, sondern man bleibt die ganze Zeit in der gespannten Erwartung, wann der nächste Programmpunkt kommt und was er mit sich bringen wird.

Puh, genug, ich schwall euch hier zu, aber ich fand es zu interessant um es euch vorzuenthalten :)

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