Samstag, 20. September 2014

Ein "spannender" Samstag morgen im Leben der Anne

Beginnt ihr euren Samstag morgen auch so gerne mit Wäsche waschen, vier Stunden lang und von Hand? :)
Nein?! Ich leider auch nicht :D Dennoch bleibt mir hier nicht viel anderes übrig. Zum einen bin ich wohl etwas ungeübert, als die Menschen hier und dadurch auch extrem langsam, und zum anderen habe ich heute beschlossen, auch noch meine Bettwäsche zu waschen. Als ich den Kampf mit den riesigen Bettlaken beendet hatte, fiel mir siedend heiß ein, dass ich wirklich

alle meine Hosen und Röcke gewaschen hatte, die ich dabei habe, und nun nichts mehr zum anziehen habe, außer die vom arbeiten rschmuddelige Jogginghose. Doch das Gute an meiner Langwäsche war, dass die Sachen in der zwischenzeit schon wieder getrocknet waren. Meine Gastmama sah, wie ich meine Unterwäsche mit in mein Zimmer nahm und fragte mich wieso ich sie denn nicht mit auf die Leine hängen würde. War ganz schön schwer ihr zu erklären, dass die Bauarbeiter bereits beim Waschen so geschaut haben, als ob sie noch nie weibliche Unterwäsche gesehen hätten und ich mir darum nicht so sicher war, ob ich diese so einfach auf die Leine hängen könnte. Da hat sie nur gelacht.
Hier springen gerade noch so viele Bauarbeiter rum, da das Haus in dem meineGastfamilie wohnt erst seit März gebaut wird. Dazu muss man sagen, dass meine Gastfamilie wohl doch etwas mehr Geld hat, als viele andere hier  und somit auch das Haus dementsprechend ausgestatteter ist. Momentan befördern wir das Wasser zwar noch mit dem Eimer aus dem Brunnen (ein weiterer Grund, wieso das Waschen so lange gedauert hat :D), aber theoretisch wird es hier früher oder später im Haus fließend Wasser geben. Ich bin gespannt. Nicht dass mich das mit dem Brunnen stört, garnicht, eigentlich finde ich das sogar ganz nettes Armtraining, aber meistens lassen sie mich eh nicht, sondern rufen irgendjemand der das für mich tun soll.









 











Hier seht ihr die Früchte meiner Arbeit :D Sieht so wenig aus, sind aber 3 Wäscheleinen voll mit Zeug :D Das Mädchen ist unser Hausmädchen. Übrigens schon das dritte seit ich da bin. Die erste ist weggerannt, die zweite hat jetzt ein Job in einem Büro bekommen und diese hier ist ihre kleine Schwester, die für sie weiter macht. Waren alle bisher sehr liebe Mädels :)
Aber der eigentliche Grund für den neuen Post ist, dass jetzt seit einer Woche die Schule angefangen hat.  Montag morgen um 7.15 Uhr tansanischer Zeit marschierte ich also gen Schule. Ich brauche zu Fuß nur 5 Minuten, dass ist äußerst praktisch. Dort angekommen empfing mich eine junge Lehrerin namens Rhoda. Sie zeigte mir die Klassenzimmer der beiden ersten Klassen und den Stundenplan. 
Ich fragte sie, wann denn eine Englischstunde stattfinden würde, damit ich mir diese anschauen könnte. Daraufhin drückte sie mir nur ein Englischbuch in die Hand und meinte, dass Englisch in einer Stunde anfangen würde, so lange könnte ich mich ja vorbereiten.
Also war Freestyle angesagt. Dafür lief die Stunde erstaunlich gut. Das einzige Problem ist, dass ich die Kinder nicht verstehe und sie mich nicht. Die Lehrerin, die mit drin saß und sonst Englisch unterrichtet, versteht auch kein Wort Englisch. Keine Ahnung, wie sie den Kindern was beibringen will. Zudem verbessert sie die ganze Zeit meine Aussprache, sodass dann aus "nose" auf einmal "noise" wird und die Kinder das dann fröhlich falsch nachplappern.
Das war furchtbar frustrierend. In der 1b lief es dann bedeutend besser. Diese Lehrerin versteht meistens, was ich vermitteln will und erklärt es dann den Kindern auf Suaheli. Zudem scheint sie auch etwas mehr Ahnung von Englisch zu haben.
Nach den Stunden werden hier immer die Hefte eingesammelt und theoretisch korrigiert. Bisher war ich aber irgendwie die Einzige im Lehrerzimmer, die das auch gemacht hat. Die Hefte sind ein einziges Chaos. Meistens dreckig und zerflettert, mal fangen die Kinder vorne an, mal hinten, mal Suaheli, mal Mathe mal Englisch. Also habe ich direkt jeden Tag mal 120 hefte korrigiert und mir noch ein paar Rotstifte zugelegt.

Um ehrlich zu sein, bin ich überhaupt nicht zufrieden damit, die ersten Klassen bekommen zu haben. Ich hatte sehr darauf gehofft und diesen Wunsch auch geäußert, eine 5. oder 6. Klasse zu bekommen ,die wenigstens schon ein bisschen Englisch versteht. Die Kinder verstehen es nichtmal wenn ich so etwas sagen wie "Sit down". Bisher habe ich einmal eine Stunde ganz allein gehalten, heißt als keine andere Lehrerin mit drin saß, und ich muss sagen, danach war ich fix und fertig. Erstklässler sind halt verständlicherweise einfach noch ein aufgeregter Haufen und wenn davon 65 auf einmal sind, dann ist es echt nicht leicht, diese in Schach zu halten. Zumal ich keinen Stock benutze, wie der Rest der Lehrerschaft. Die finden das total lustig, dass ich mich so dagegen sträube. Demletzt lag, wohl als dezente Aufforderung gedacht, ein Stock auf meinem Platz im Lehrerzimmer.
Naja, ich habe schon versucht mit dem Rektor zu reden, damit er mir eine höhere Klasse gibt. Der Rektor ist an sich schon nett, aber er schien meine Bitte nicht so recht zu verstehen. Er lag ausgestreckt lümmelnd auf seinem Sofa und erklärte mir in sehr gebrochenem Englisch, dass ich es schön weiter mit den ersten Klassen versuchen soll, er hätte gehört die Kinder würden mich lieben. Wenigstens bis zu den ersten großen Ferien, meinte er. Toll, die sind im Dezember. Naja, wir werden sehen, wie es weiter geht.
Ich hatte aber gestern ein echt super Erlebnis in einer der Klassen. Ich habe gesehen, dass viele Kinder nicht schreiben können, weil ihre Bleistifte stumpf oder abgebrochen waren. Also habe ich einen Spitzer mitgenommen und bin, während sie eine Aufgabe bearbeitet haben, damit in der Klasse rumgelaufen. Daraufhin ging ein wahrer Anstrum los. Die Kinder drängelten sich um mich und ich stand da und habe bestimmt 20 minuten lang einfach nur gespitzt. Das goldige daran war, wie sehr sich die Kinder gefreut haben. Sie haben ihre Stifte hochgehoben und diese sich gegenseitig, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, gezeigt. Das war echt schön! Was mich etwas verwundert hat, war, dass die Lehrer mit dem Spitzer garnichts anfangen konnten. Dabei kann man das hier auch kaufen. Aber alle haben ihn total bewundert und gefragt wie der denn funktionieren würde.

Zudem waren János und ich gestern nach der Schule noch im Children Centre. Dort bekommen Kindern, oftmals aus ärmeren Familien, Essen und auch Medikamente, wenn sie benötigen. Zudem gibt es dort einen Spielplatz und viele nette Leute, darunter auch eine Amerikanerin. Also haben wir dort gestern bei der Essensausgabe geholfen. Da Freitag allerdings der kürzeste tag ist und wir ja erst nach der Schule kommen konnten, gab es recht schnell nichts mehr zu tun. Aber sie meinten, dass das Center an den anderen Tagen unter der Woche länger offen hätte und wir somit jederzeit gern gesehen wären. Darüber habe ich auch schon mit meinem Schulleiter gesprochen. Denn hier ist es üblich, dass alle Lehrer morgens zur ersten Stunde erscheinen und um 14.50 Uhr gehen, auch wenn sie beispielsweise nur eine Stunde am Tag unterrichten. Der Rektor meinte, wenn ich nicht jeden tag früher gehen würde, wäre das schon in Ordnung. Mit der Zeit wird sich sicher einiges einspielen.


Noch ein paar witzige Dinge zum Abschluss: Heute morgen fragte mich meine Gastmama, was denn das riesige Ding da auf meiner Stirn sei. Eigentlich sehen Pickel auf weißer Haut ziemlich ähnlich aus, wie Pickel auf brauner Haut, aber irgendwie hatte sie da nicht so die Parallele gezogen :D

Was meine Gastfamilie hier witzig fand, war, als ich einen kleinen Kreischer losgelassen habe wegen einer Spinne. Wenn ihr mich kennt, wisst ihr, dass ich keine Angst vor Spinnen habe, echt nicht, ich nehm sie auch in die Hand und setz sie behutsam raus. Aber dass was ich hier in meinem Zimmer hatte war einfach nur riesig und haarig. Ein bisschen kleiner als meine Faust, ungelogen. Jedenfalls  habe ich probiert das Vieh in einem Becher zu verfrachten, aber da meine Decke ziemlich hoch ist, war die Gefahr dass das Vieh auf mich drauf fällt doch recht groß. Also habe ich das Hausmädchen geholt. Diese hat kurzen Prozess gemacht, die Spinne mit einem Besen heruntergekehrt und erschlagen. Naja, jedenfalls fragt mich meinem Gastfamilie seit dem, vor was ich denn sonst noch so Angst hätte und fanden die ganze Angelegenheit einfach nur zum Piepen.
Schön wenn ich ihnen den Tag versüßen konnte :D


Ach noch für die Tierliebhaber unter euch, ich hatte auch schon wirklich eine echt "nette" Begegnung mit einer Kakerlake. Ich lag gerade unter meinem Moskitonetz, da sehe ich im schwachen Schein meines E-Readers direkt über meinem Gesicht einen großen schwarzen Schatten krabbeln. Da ich das Vieh definitiv nicht in meinem Zimmer haben wollte, schlug ich mit meinem E-Reader mit voller Kraft gegen das Ding auf  dem Moskitonetz, sodass das Vieh gegen die Wand knallte. Ich schälte mich unter meinem Netz hervor, sprintete in die Küche und kam gerade rechtzeitig mit einer Tasse zurück, als das benommene Tier zu sich kam. Ja, es war eine Kakerlake. Ich konnte mich leider nicht überwinden sie raus zutragen und hiffte, dass sie bis zum nächsten Morgen unter der Tasse verrecken würde. Aber János hat meine Hoffnungen recht schnell zerstört, indem er mir mitteilte, dass Kakerlaken selbst ohne Kopf noch ein paar Tage überleben können. Da ich nicht wieder Gesprächsthema Nummer eins meiner Familie sein wollte, habe ich mich dann am nächsten tag doch noch überwunden.

2 Kommentare:

  1. Hey Anne,

    ich finde es interessant, was du zu erzählen hast, da ich vieles ähnlich oder anders erlebt habe.
    Ich werde ab und an deine Berichte verfolgen.


    Hast du einen Ort gefunden, wo der Müll verbrannt wird? ;)

    Wir haben uns vor dem Internetcafe kennen gelernt.

    Liebe Grüße
    Sara

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    1. Hey Sara,

      ehm nö, ich bringe meinen Müll noch nach wie vor zu János, da er dort regelmäßig verbrannt wird. Habe schon öfters meine Gastmama danach gefragt aber irgendwie hab ich noch nie so eine konkrete Antwort bekommen, wo sie ihren Müll lagern.

      Liebe Grüßle Anne

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